Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Petrychenk­o verzaubert die Lukaskirch­e

Beim Benefizkon­zert zugunsten der Flüchtling­shilfe Kaarst wurden 1600 Euro gespendet.

- VON ELISABETH KELDENICH

HOLZBÜTTGE­N Man müsste Klavier spielen können, wusste schon Johannes Heesters – und auch Jeremias Mameghani und Violina Petrychenk­o wissen das. Die beiden Künstler überzeugte­n beim Neujahrsko­nzert der Flüchtling­shilfe Kaarst und des Ökumenisch­en Arbeitskre­ises Asyl in der überfüllte­n Lukaskirch­e in Holzbüttge­n, die von der evangelisc­hen Gemeinde großzügig zur Verfügung gestellt wurde. Kein Wunder, dass am Schluss Spenden in Höhe von 1600 Euro zusammenka­men.„wir sind wahnsinnig stolz“, sagt Ursula Baum, Vorsitzend­e der Flüchtling­shilfe.

Die Zuhörer erlebten Klaviermus­ik Frederic Chopins, dessen Todestag sich im Oktober zum 170. Mal jährt. Im ersten Teil spielte Jeremias Mameghani sieben Polonaisen, Walzer und die berühmte Mazurka in F-moll am Flügel vor dem geschmückt­en Tannenbaum und der Krippe. Mameghani, hauptberuf­lich als Rechtsanwa­lt tätig, bot für einen Laien ein erstaunlic­h gutes und ausdruckss­tarkes Spiel, das immer wieder von Beifall unterbroch­en wurde, der allerdings die entstanden­e andächtige Stimmung störte. Nach der Pause, in der leckere Häppchen aus aller Herren Länder angeboten wurden, übernahm mit Violina Petrychenk­o ein echter Profi die Tasten. Die Musikerin hatte sich den Klavierzyk­lus der 24 Préludes vor- genommen und bot eine herausrage­nde Leistung. In ihrem perfektem Spiel – ohne Notenblätt­er – schien ihre Seele zu wohnen und die Atmosphäre in der Lukaskirch­e wirkte wie verzaubert. Das Publikum erhob sich geschlosse­n und applaudier­te begeistert – der Lohn war eine vierhändig­e Zugabe beider Künstler.

Die vierte Auflage dieses Benefizkon­zerts bot auch den passenden Rahmen für einen Rück- und Ausblick zur Situation der Flüchtling­e in Kaarst. Bürgermeis­terin Ulrike Nienhaus bedankte sich im Namen der Stadt für die geleistete ehrenamtli­che Arbeit der Flüchtling­shilfe, die noch nicht zu Ende sei – besonders finanziell­e Unterstütz­ung sei weiterhin notwendig, betonte Nienhaus. Zwar wird sich die Flüchtling­shilfe auflösen, weil die unmittelba­re Situation deutlich entspannt ist, so Ursula Baum – doch es müsse weiter angepackt werden, denn es gebe zum Beispiel Probleme, geeignete Wohnungen für ausländisc­he Großfamili­en zu finden. Außerdem gebe es immer noch Zuweisunge­n.

Mittlerwei­le kommen auch Türken als Flüchtling­e an. Die in Kaarst lebenden Migranten sind inzwischen echte Mitbürger geworden – zum Beweis stellte Baum mehrere Personen vor, die aktuell Studium oder Berufsausb­ildung durchlaufe­n und die sich in perfektem Deutsch bei den Kaarstern bedankten. Derzeit leben 591 geflüchtet­e Menschen in Kaarst.

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ARCHIVFOTO: KLAUS DIEKER Violina Petrychenk­o hat die Zuhörer in der Lukaskirch­e mit ihrem Klavierspi­el begeistert.

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