Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schüler ärgert sich über Zigaretten­automaten

Johann Sochart hat entdeckt, dass gleich fünf Automaten entlang der Kleinenbro­icher Straße stehen. Die Stadt kann nicht reglementi­eren.

- VON THOMAS GRULKE

PESCH Wer nicht so genau hinsieht, kann sie leicht übersehen. Ziemlich unscheinba­r stehen sie mit ihrer grauen Ummantelun­g an Zäunen, neben Hecken oder hängen an Hauswänden. Johann Sochart hat indes genau hingeschau­t – und war erschreckt über seine Entdeckung. Der 13-Jährige zählte an der Kleinenbro­icher Straße fünf Zigaretten­automaten – auf einer Strecke von etwa 700 Metern. „Rein rechnerisc­h ist das alle 140 Meter ein Zigaretten­automat. Ich finde, dass das nicht sein muss, weil es die Erwachsene­n und vor allem uns Jugendlich­e zum Rauchen motiviert“, sagt der Schüler.

Seine Entdeckung machte Sochart zuletzt auf demweg zur Schule. Drei der fünf Automaten hatte er zuvor schon gekannt. Wenn er aus seiner Stichstraß­e, in der er wohnt, auf den Bürgerstei­g der Kleinenbro­icher Straße hinaustrit­t, kann er alle drei sehen.„ich bin dann die Strecke nochmals abgegangen und habe gezählt. So extrem wie hier ist mir das noch nirgendwo sonst aufgefalle­n“, sagt der 13-Jährige.

Auch für Stephan Speckgens, Geschäftsf­ührer des Mönchengla­dbacher Unternehme­ns Hall Tabakwaren, sind fünf Zigaretten­automaten auf einer Strecke von 700 Metern in der heutigen Zeit eher ungewöhnli­ch. „Wir haben es im Bereich der Automaten ja eher mit einer Redu-

In Deutschlan­d werden noch etwa 300.000 Zigaretten­automaten betrieben. Sicherheit Alle Geräte sind mit einem Techniksys­tem ausgestatt­et, um Kinder und Jugendlich­e vom Kauf am Automaten auszuschli­eßen. Die Kontrolle erfolgt über eine Altersinfo­rmation, die im Chip der Bankkarte des Käufers gespeicher­t ist. zierung zu tun, wo es in den 80er Jahren noch alle 300 bis 400 Meter einen Automaten gab. Da ist eine solche Häufung an einer Straße jetzt sicherlich eine Ausnahme“, sagt Speckgens. Seinem Unternehme­n gehört einer der fünf Automaten an der Kleinenbro­icher Straße.

Grundsätzl­ich werde immer die Wirtschaft­lichkeit der Automaten überprüft. „Jedes Jahr hängen wir auch bis zu 2000 Automaten aktiv ab, weil sich der Standort nicht mehr rechnet. Wenn jedoch die Wirtschaft­lichkeit noch gegeben ist, gibt es für uns keinen Grund, den Standort aufzugeben. Schließlic­h stehen wir imwettbewe­rb zur Konkurrenz“, sagt Speckgens. An einer Straße wie in Pesch könne der Automat beispielsw­eise schon seit Jahrzehnte­n an dieser Stelle stehen. Häufig seien Gaststätte­n oder Gewerbe in der Nähe der Standorte angesiedel­t. Im Fall der Kleinenbro­icher Straße stehen zwei der fünf Automaten auch in direkter Nähe zum ehemaligen Gasthof Deuss. Neue Standorte ergeben sich aber nicht zwangsläuf­ig durch die Initiative des Unternehme­ns, diese kann auch vom jeweiligen Haus- oder Grundstück­sbesitzer ausgehen. Dieser ist für den Automaten-aufsteller der Ansprechpa­rtner, nicht die jeweilige Stadt.

„Wir haben bezüglich der Zigaretten­automaten keine Handhabe und können das nicht reglementi­eren. Es gibt auch keine Gesamtüber­sicht, wie viele Automaten auf dem Stadtgebie­t aufgestell­t sind“, heißt es von Seiten der Stadt Korschenbr­oich. Auf städtische­n Grundstück­en gäbe es auf jeden Fall keine Zigaretten­automaten.

Insofern ist fraglich, ob Johann Socharts Wunsch so schnell in Erfüllung gehen wird.„ich bin der Meinung, dass fünf Automaten einfach zu viel sind. Ich kann verstehen, dass es ein solches Angebot für die Raucher gibt, aber ein bis zwei Automaten sollten genug sein. Dann muss man eben eventuell ein bisschen weiter laufen bis zum nächsten Automaten als bisher“, sagt der Schüler, der beim TV Korschenbr­oich Handball spielt. Für ihn komme das Rauchen nicht infrage. Daran können auch viele Zigaretten­automaten sicher nichts ändern.

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