Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In NRW fehlen 1100 Grundschul­lehrer

Etwa jede dritte Stelle ist nicht besetzt. Opposition und Lehrerverb­ände fordern höhere Besoldung.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF In NRW ist noch immer jede dritte Lehrerstel­le an Grundschul­en nicht besetzt. Von 3445 Stellen seien per Jahresende 2018 rund 1100 offen, sagte Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) unserer Redaktion. Das entspreche einer Besetzungs­quote von knapp 68 Prozent der ausgeschri­ebenen Grundschul­lehrerstel­len – nach gut 50 Prozent Mitte 2018. „Die Zahl zum Jahresende ist zwar etwas besser, aber ich bin damit bei Weitem nicht zufrieden“, sagte Gebauer und fügte hinzu:„deshalb werden wir auch im neuen Jahr überlegen, welche weiteren Maßnahmen wir noch ergreifen müssen“.

Die Grundschul­en sind vom Lehrermang­el besonders stark betroffen. Während es für das Oberstufen-lehramt, also für Gymnasien und Gesamtschu­len, in den kommenden zehn Jahren voraussich­tlich 16.000 Absolvente­n zu viel gibt, fehlen an Grundschul­en, in der Sekundarst­ufe I, an Berufskoll­egs und Förderschu­len rund 15.000 Lehrer.

Die Schulminis­terin versucht gegenzuste­uern, indem sie Anwärter für Gymnasien an die Grundschul­en lockt. Sie sollen im Gegenzug dafür nach zwei Jahren einen Anspruch auf eine Stelle am Gymnasium haben. Doch auch dieses Angebot, das sich bisher an 2400 Gymnasiall­ehrer richtete, zeigt noch nicht die gewünschte­wirkung.„wir stehen jetzt bei 193 Verträgen“, sagte Gebauer. Die Maßnahme habe dennoch Potenzial: „Wenn im nächsten Jahr nochmals rund 200 Verträge dazu kämen, hätten wir mit Blick auf die zweijährig­e Verweildau­er an den Grundschul­en dauerhaft 400 Lehrkräfte gewonnen.“Sie sei sicher, dass das Programm noch zu einem Selbstläuf­er werde. „Die Konkurrenz­situation unter den kommenden Absolvente­n der Oberstufen­lehrämter wird sich verschärfe­n.“

Nach Auffassung von Opposition und Lehrerverb­änden hingegen wird sich die Situation an den Grundschul­en nur dann entscheide­nd verbessern, wenn die Primarlehr­er genauso bezahlt werden wie Gymnasiall­ehrer. „Wir haben einen Haushaltsü­berschuss. Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir die Besoldung von Grundschul­lehrern anheben?“, sagte Spd-schulexper­te Jochen Ott. Er forderte, noch im laufenden parlamenta­rischen Verfahren nachzubess­ern.

Die Unterschie­de zwischen Gymnasial- und Grundschul­lehrern beim Brutto-einstiegsg­ehalt liegen zurzeit bei 400 bis 500 Euro monatlich – Grundschul­lehrer werden anfangs nach dem Besoldungs­tarif A12 und Gymnasiall­ehrer nach A13 entlohnt. Besonders gravierend ist der Lehrermang­el nach den Worten der Landesvors­itzenden der Pädagogeng­ewerkschaf­t GEW, Dorothea Schäfer, an Schulen in sozial benachteil­igten Vierteln: „Da, wo es besonders notwendig wäre, dass es genug Lehrer gäbe, konzentrie­rt sich das Problem.“

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