Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kult-kommissar Overbeck liest im Kulturkeller
„Wenn Overbeck kommt“heißt das Programm, das Roland Jankowsky, bekannt aus den Wilsberg-krimis, im Kulturkeller präsentiert.
NEUSS Wenn man mit Roland Jankowski spricht, kann man gar nicht anders, als über Overbeck zu reden. Jankowski spielt diesen Kommissar an der Seite von Rita Russek (Anna Springer) als ewigen Loser, der so gern tough und cool sein will – seit 20 Jahren. Inzwischen hat sich längst eine Fangemeinde gebildet, die auch zu den Lesungen des Schauspielers kommt. So gibt es für seinen Auftritt im Kulturkeller am Freitag, 1. Februar, bei dem er „schräg-kriminelle Kurzgeschichten“von Angela Eßer, Martina Kempff, Ralf Kramp und Brigitte Glaser liest, kaum noch Karten. Die Programme stellt er selbst zu- sammen, dazu gehört seit zehn Jahren auch ein Abend mit Texten von François Villon. Herr Jankowsky, nervt Sie es nicht, wenn Ihr Name immer mit der Figur Overbeck verbunden wird?
Es gab mal eine Zeit, da habe ich das so empfunden. Aber heute bin ich froh über diesen Wiedererkennungseffekt, denn dass meine Lesungen ausverkauft sind, habe ich mit dieser Rolle zu verdanken. Ich wäre ja doof, wenn ich sagen würde, die Gleichsetzung mit Overbeck ginge mir gegen den Strich. Man muss ja als Schauspieler erst mal überhaupt in eine Schublade reinkommen, und deshalb freut es mich, wenn die Zuschauer sagen: Da steht der Overbeck auf der Bühne.
Roland Jankowsky
Hat Overbeck überhaupt einen Vornamen? Jankowsky (lacht) Nein, seit 20 Jahren wird er nur mit dem Nachnamen angesprochen. Allerdings gibt es eine Szene in einem früheren „Wilsberg“-krimi, in dem vielleicht eine halbe Sekunde der komplette Name auf einem Brief – eine Rechnung oder so – zu lesen ist. Ein findiger Detektiv aus dem Münsterland – und das ist wirklich so gewesen – hat diese kleine Szene vergrößert, so dass er denvornamen lesen konnte. Und so hat er es bei Wikipedia eingetragen... ...also heißt Overbeck seitdem mit Vornamen Lars ... Jankowsky (lacht) Overbeck hat keinenvornamen. Und echte Fans wissen das. Warum kommen Sie so gut klar mit dieser Figur? Jankowsky Weil sie sich gut entwickelt hat. Sie hat mit drei Sätzen als absolute Nebenfigur begonnen, gehört heute aber zum Haupt-cast. Ich kenne keine Figur in einer Krimi-reihe weltweit mit einer solchen Entwicklung. Overbeck hat sich vor allem in den vergangenen zehn Jahren entwickelt: Er darf alles machen, mal ist er Esoteriker mit Heilsteinen, mal unter Drogen in Bielefeld, mal It-experte, mal Security-mönch im Kloster ... die Rolle ist noch längst nicht auserzählt. Das gibt mir viele Spielmöglichkeiten – auch wenn es dazu gehört, dass Overbeck immer wieder einen Kopf kürzer ge
macht wird. Ist seine Bedeutung damit gewachsen? Jankowsky Overbeck ist in diesem Team mit Wilsberg, Ekki, Alex und Anna Springer so etwas wie der Narr. Ein Stehaufmännchen. Er bekommt immer wieder einen drüber, macht trotzdem unbeirrt weiter und bleibt dabei aber sympathisch. Das mögen die Menschen. Haben Sie bei der Entwicklung der Figur ein Mitspracherecht? Jankowsky Nein, nicht im klassischen Sinn. Aber wenn sich am Set herausstellt, dass es an der einen oder anderen Stelle hakt, ändern wir das zusammen mit der Regie. Ansonsten machen das die Autoren, der Redakteur und der Producer untereinander aus. Kann es sein, dass Overbeck vom Wegfall der Figur Manni profitiert hat, der als Freund von Wilsberg vor Talkötter dabei war und auch immer ein bisschen unglücklich agierte? Jankowsky Das glaube ich nicht, denn in der Manni-figur sehe ich nicht die des Narren. Manni war einfach ein Beamter durch und durch. Sie haben mal gesagt, dass Sie besonders skandinavische Krimis mögen. Ist es ein Traum, in der Verfilmung eines solchen mal mitzuspielen? Jankowsky Traum wäre zu viel gesagt, aber natürlich würde es mich
sehr reizen. Sie sind ja viel mehr als „nur“Overbeck. Sie spielen Theater, sie touren sehr erfolgreich mit Lesungen und Sie singen... 100 Dinge, Aquaman, Aquaman 3D, Bumblebee, Der Grinch, Der Junge muss an die frische Luft, Jankowsky Ja, ich arbeite gerade an meinem fünften Lese-programm, und mein François-villon-chanson-programm mache ich schon seit vielen Jahren. Overbeck könnte doch auch mal singen... Jankowsky Naja, es gab ja schon singende Kommissare im Hamburger Tatort. Ich glaube nicht, dass so etwas auf „Wilsberg“übertragen werden kann. Allerdings plant ein Veranstalter in Berlin einen Musikabend mit singenden Kommissaren. Er hat auch mich gefragt, und ich finde die Idee spannend.