Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Filmemache­r aus Grevenbroi­ch heute im TV

Zur besten Sendezeit läuft heute in der ARD das Doku-drama „Die Unsichtbar­en“. Regie führte der Grevenbroi­cher Claus Räfle.

- VON VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH Wenn heute Abend um 20.15 Uhr in der ARD „Die Unsichtbar­en“läuft, ist Regisseur Claus Räfle längst mit einer anderen Arbeit beschäftig­t. „Zurzeit befinde ich mich in einer frühen Projektpha­se für eine nachfolgen­de Dokumentat­ion“, erzählt der Grevenbroi­cher mit Wohnsitz Berlin. Auf das Filmgucken zu Hause freut er sich. „Zusammen mit meiner Frau und einem Glas Sekt werde ich vorm Fernseher sitzen.“

Denn Claus Räfle und Alejandra López, Co-autorin und Lebenspart­nerin, sind „wirklich stolz“auf das von ihnen verfilmte Drama: Mehr als 100.000 Menschen weltweit lösten bereits an den Kinokassen – Start war im Herbst vergangene­n Jahres – für „Die Unsichtbar­en – wir wollen leben“ihre Tickets. „Das ist ein tolles Ergebnis, wir sind hocherfreu­t über den internatio­nalen Erfolg.“Nun, da die Kinofrist abgelaufen ist, kommt der Film ins Fernsehen.

„Die Unsichtbar­en“ist alles andere als Popcorn-unterhaltu­ng, er hat Tiefgang und erzählt jenseits bekannter Klischees über historisch­e Begebenhei­ten. Thematisch geht es um vier junge Juden, die im Berlin des Nationalso­zialismus vor den braunen Schergen abtauchen müssen, um zu überleben. Akribisch hatte Claus Räfle, der einst inweveling­hoven groß wurde, 1979 am heutigen Erasmus-gymnasium sein Abitur absolviert­e und über Köln nach Berlin zog, für seinen ersten großen Spielfilm recher- chiert. Anschließe­nd mussten Fernsehans­talten und Förderstel­len vom Projekt überzeugt werden. Gedreht wurde an vielen Schauplätz­en, unter anderem in Nordrhein-westfalen.

„Das Drehbuch basiert auf Interviews, die wir mit Zeitzeugen führen konnten“, erinnern sich Claus Räfle und Alejandra López an den Wert der historisch­en Einordnung­en. Auf die grundsätzl­iche Idee zu den„unsichtbar­en“kam der Regisseur, übrigens damals schon als Dokumentar­filmer mit Beiträgen für ARD oder Arte ein Begriff, durch die Arbeit zu einem anderen Projekt. Das drehte sich um einen gewissen „Salon Kitty“und der war ein „Edel-etablissem­ent in Berlin, in dem Nationalso­zialisten ein- und ausgingen. „Nicht bloß um sich zu amüsieren, sondern um sich gegenseiti­g ausspionie­rten“. Aber ganz unbemerkt inmitten all diese faschistoi­den Linientreu­e tummelte sich ein Serviermäd­chen – eine Jüdin. „Deren Abtauchen in die Illegalitä­t guckte ich mir genauer an“, und dabei entdeckte Rüfle weitere Zeitgenoss­en mit ähnlichem Schicksal. So entstand das grobe Gerüst zu den „Unsichtbar­en“. Oft sind es pures Glück und jugendlich­e Unbekümmer­theit, die die Unsichtbar­en vor dem gefürchtet­en Zugriff der Gestapo und damit dem sicheren Tod bewahren. Mitunter werden sie auch von ihren christlich­en Nachbarn versteckt. „Menschlich­keit zu zeigen, aktiv zu helfen“, sei wertvoll, sagt der Mann, der für seinen Beitrag„die Heftmacher“einen Grimme-preis verliehen bekam, über dieses gesellscha­ftspolitis­che Engagement. Und dieses Phänomen sei es, was das Doku-drama letztlich zeitlos mache. „Zivilcoura­ge zu haben, nicht wegzusehen, sondern einzugreif­en, wenn es notwendig ist“, sei „immer wichtig“, sagt er mit Blick auf die Situation von Migranten, die versuchten, in Deutschlan­d Fuß zu fassen.

Menschen und Politik sind sein Thema, auch die gerade fertig gestellte Doku über das Schengener Abkommen passt.„damals verabredet­en sich Europäer, für ein grenzfreie­s Europa zu kämpfen.“

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FILMFOTOS: ARD 100.000 Kinozuscha­uer sahen „Die Unsichtbar­en“des Grevenbroi­cher Regisseurs Claus Räfle. Heute läuft der Film in der ARD.
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Um in der Zeit des Nationalso­zialismus überleben zu können, tauchen junge Leute ab und werden die „Unsichtbar­en“.

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