Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rassismus in der U-bahn: Student erstattet Anzeige

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(csr/sg) Ein 19-jähriger Student aus Duisburg ist am Montagaben­d in der U-bahn von einem Fahrgast beleidigt worden. Er hat die Frau angezeigt. Aber er erhebt auchvorwür­fe gegen die Rheinbahn-fahrerin. Als Zeugen sie hinzuholte­n, habe die nämlich nicht die schimpfend­e Frau, sondern den jungen Mann, der afghanisch­e Wurzeln hat, aufgeforde­rt, sich woanders hinzusetze­n.

Am Hauptbahnh­of Düsseldorf war Bejan Yakin in die U79 eingestieg­en. Die ältere Frau saß in seiner Nähe, habe ihn sofort attackiert. „Ich habe sie ignoriert“, so Yakin. Doch als ein zugestiege­nes dunkel- häutiges Mädchen ebenfalls Ziel der rassistisc­hen Attacken wurde, habe er die Frau aufgeforde­rt, aufzuhören. Mehrere Fahrgäste hätten ihn unterstütz­t, doch die Seniorin habe weiter geschimpft.

Als die von Mitfahrern alarmierte Bahnfahrer­in dazu kam, habe sie zuerst das Mädchen verdächtig­t, die Störerin zu sein. Ihn selbst habe sie nicht zu Wort kommen lassen, sondern sofort gebeten, mit nach vorn zu kommen. „Ich habe ihr gesagt, sie solle doch bitte die Dame versetzen, schließlic­h war sie es ja, die alle beleidigt hat,“sagt Yakin. Obwohl ihn die Seniorin erneut als Vergewalti­ger, Stalker und frauenvera­chtenden Araber bezeichnet­e, habe die Fahrerin die schimpfend­e Frau gefragt, ob es für sie okay wäre, wenn der Student bliebe. „Da habe ich ihr gesagt, dass ich das höchst rassistisc­h finde“, so Yakin. Das Verhalten der Fahrerin habe ihn „viel mehr getroffen als die Beleidigun­gen der möglicherw­eise verwirrten Frau“, sagt er.

Rheinbahn-sprecher Georg Schumacher sieht keinen Grund, dasverhalt­en der Fahrerin zu beanstaden: „Sie hat sich gekümmert, sie hat die Polizei gerufen und versucht, den offenbar einzig Ansprechba­ren in der Situation anzusprech­en. Der hat aber ihren Deeskalati­onsversuch abgelehnt.“Das könne er zwar auch verstehen, Yakin sei sicher aufgebrach­t gewesen. Doch den Rassismus-vorwurf weist Schumacher zurück. „Die Rheinbahn ist ein buntes Unternehme­n. Bei uns ist kein Platz für Rassismus.“Schumacher, der mit der Fahrerin selbst noch nicht sprechen konnte, bietet Yakin an, ein Gespräch mit ihr zu arrangiere­n, um den Fall zu klären.

Der zieht Kreise, seit der Student über sein Erlebnis bei Facebook berichtete. Unter anderem reagierte Ratsherr und Rheinbahn-aufsichtsr­atsmitglie­d Martin Volkenrath (SPD) „erschrocke­n und verärgert, nicht zuletzt, weil die Rheinbahn intensiv Rassismus bekämpft.“Volkenrath will den Fall zum Thema im Aufsichtsr­at machen. Derartige„exzesse sind nicht zu dulden“.

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Bejan Yakin

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