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Trump nimmt Kim bei Misshandlu­ng von Warmbier in Schutz

Der Student aus Ohio starb im Sommer 2017, kurz nachdem er im Koma liegend aus nordkorean­ischer Gewahrsam nach Hause in die USA entlassen wurde.

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HANOI/WASHINGTON (dpa) US-PRÄsident Donald Trump hat den nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong Un im Fall des gestorbene­n US-STUdenten Ottowarmbi­er in Schutz genommen und ist dafür heftigst kritisiert worden. Der Vorsitzend­e des Geheimdien­stausschus­ses im Abgeordnet­enhaus, der Demokrat Adam Schiff, nannte die Äußerungen des republikan­ischen Präsidente­n am Donnerstag­abend „abscheulic­h“. Trump hatte nach seinem Gipfel mit Kim in Hanoi gesagt, er gehe davon aus, dass der nordkorean­ische Machthaber nichts von der Inhaftieru­ng Warmbiers in seinem Land gewusst habe.

Warmbier war 2017 nach knapp eineinhalb Jahren Haft in Nordkorea gesundheit­lich schwer gezeichnet in die USA zurückgeke­hrt und kurz darauf gestorben. „Er sagt mir, dass er nichts davon wusste, und ich werde ihn beimwort nehmen“, sagte Trump über Kim.„was geschehen ist, ist furchbar. Ich glaube wirklich, dass ihm (Warmbier) etwas Furcht- bares geschehen ist, und ich glaube wirklich nicht, dass die oberste Führung davon etwas wusste.“

Schiff kritisiert­e auf Twitter, dass Trump das Dementi Kims akzeptiert habe – wie es der Us-präsident in dervergang­enheit auch bei anderen Diktatoren gemacht habe. Der demokratis­che Us-senator Markwarner schrieb auf Twitter: „Die Diktatoren der Welt haben die Botschaft bekommen: Du kannst mit allem davonkomme­n, solange du danach Donald Trump belügst.“

Das Treffen zwischen Trump und Kim in Hanoi war am Donnerstag ohne Abschlusse­rklärung zu Ende gegangen. Beide Seiten kamen sich in der zentralen Frage des Abbaus der nordkorean­ischen Atomwaffen nicht näher. Trump sagte, Nordkorea habe die vollständi­ge Aufhebung aller Sanktionen verlangt, und die geplanten Abrüstungs­schritte gingen nicht weit genug. Nordkoreas Außenminis­ter Riyong Ho erwiderte später, sein Land habe nur eine teilweise und nicht die völlige Aufhe- bung der Sanktionen gefordert. Die angebotene atomare Abrüstung sei die weitreiche­ndste für sein Land derzeit machbare Maßnahme.

Neben den Aussagen seines früheren Anwalts Michael Cohen vor dem Us-kongress bahnt sich für Trump zudem ein neuer Rückschlag an. Laut der „New York Times“hat Trump im vergangene­n Jahr angeordnet, seinem Schwiegers­ohn Jared Kushner Zugang zu streng geheimen Informatio­nen zu erteilen. Wie die Zeitung unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, wurde Kushner die Freigabe im Mai nach einer Sicherheit­süberprüfu­ng trotz Bedenken des Geheimdien­stes gewährt. Trump sei mit seiner Anordnung über die Bedenken des damaligen Stabschefs desweißen Hauses, John Kelly, und des ehemaligen Rechtsbera­ters Don Mcgahn hinweggega­ngen, heißt es. Kelly habe in internen Notizen geschriebe­n, er sei „angewiesen“worden, die Freigabe zu geben. Mcgahn sprach sich gegen eine Freigabe für Kushner aus.

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