Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Feuer frei auf beiden Seiten

Weder Mönchengla­dbach noch die Bayern dürfen sich im direkten Duell eine Niederlage erlauben.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Borussia Mönchengla­dbach gegen FC Bayern München – dieses Duell ist einer der Klassiker der Bundesliga-geschichte. In den 1970er Jahren teilten sich die beidenvere­ine die Meistersch­aften auf, es war der Beginn einer sportliche­n Rivalität, wie es sie selten in der Liga gibt. Nicht nur deswegen ist es das erste große Highlight der aktuellen Rückrunde. „Das Spiel gegen Bayern ist immer etwas Besonderes, dieses Duell elektrisie­rt die Massen. Daraus zieht man viel Motivation – unabhängig von der Tabellensi­tuation“, sagt Borussias Trainer Dieter Hecking.

Dabei gibt diese Tabellensi­tuation dem Topspiel am Samstag (18.30 Uhr) eine Extra-prise Schärfe. Nachdem die Gladbacher vor drei Wochen noch in den Kreis der Titelanwär­ter gehoben wurden, holte das Team nur einen Punkt aus den folgenden drei Spielen. Die beiden Heimpartie­n gegen Hertha BSC und den VFL Wolfsburg gingen sogar jeweils mit 0:3 deutlich verloren. Die Ergebnisfl­aute sorgte dafür, dass der Vorsprung der noch auf Rang drei platzierte­n Borussen auf die Nicht-champions-league-plätze auf fünf Punkte geschrumpf­t ist. Doch die Gladbacher sind darauf bedacht, keine Hektik aufkommen zu lassen. „Das Wort ‚Druck’ wird so oft gebraucht in Verbindung mit dem Fußball, aber ich kann damit wenig anfangen. Für mich sind das Klischeewö­rter. Wir wollen jedes Spiel aufs Neue positiv gestalten. Ich spüre keinen Druck, und ich hoffe, meine Mannschaft lässt sich auch nicht beeindruck­en“, sagt Hecking.

Was bei Borussia noch praktizier­bare Methode trotz der Gefahr eines Abrutschen­s ist, wäre bei den Bayern, dem Rekordmeis­ter, überhaupt nicht glaubwürdi­g, daher versuchen sie es auch erst gar nicht. „Es geht jetzt wirklich ins Finish. Da will jeder seine Ziele erreichen. Wir müssen zusehen, dass wir in Gladbach punkten.wir werden die drei Punkte unbedingt brauchen“, sagt Münchens Trainer Niko Kovac und setzt damit sein Team unter den Druck, den Borussia so gänzlich von sich weist.

In der Tat ist es auch so, dass die Münchner ein Stück mehr zu verlieren haben als die Gladbacher. Für Borussia besteht die einzige Gefahr darin, dass sich der Vorsprung weiter verringert, sie hätten auch nach einer Niederlage weiterhin das Erreichen der Königsklas­se in der eigenen Hand. Die Bayern haben sich im Kampf um die Meistersch­aft jedoch in den vergangene­n Wochen ein wenig an den Bundesliga-primus Borussia Dortmund herangepir­scht und den Rückstand, der am 15. Spieltag das Höchstmaß von neun Punkten hatte, verkürzt. Doch jeder Ausrutsche­r der Bayern ist in dieser „finalen Phase“entscheide­nd in Bezug auf den Kampf um die Meistersch­aft. „Wir haben es geschafft heranzukom­men, aber wir sind bei weitem noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir wollen Titel holen, und dafür müssen wir uns noch strecken“, sagt Kovac.

Problemati­sch könnte für die Bayern die Personalsi­tuation am Samstag werden. Während die Borussen fast aus dem Vollen schöpfen können – Raffael kehrt nach einem Schlüsselb­einbruch sogar zurück in den Kader –, könnten bei den Münchnern gleich mehrere Stars ausfallen. Dass Franck Ribéry wegen eines Magen-darm-infekts nicht dabei ist, ist sicher. Dazu kommen die bereits verletzten Kingsley Coman, Arjen Robben und Co- rentin Tolisso. auch Leon Goretzka (Sprunggele­nksverletz­ung) und David Alaba (Sehnenreiz­ung) fallen aus. Immerhin kann Manuel Neuer (Grippe) spielen. Wir haben trotzdem noch viele gute Spieler auf dem Bogen“, sagt Kovac. „Wir müssen uns strecken in Gladbach, egal mit wem wir dort auflaufen.“

Bei Borussia deutet alles darauf hin, dass Hecking die Startelf auf den Platz schickt, die im Hinspiel in München überrasche­nd mit 3:0 gewinnen konnte. Alassane Plea, mit zehn Treffern nach wie vor Gladbachs Top-torschütze, Jonas Hofmann und Michael Lang rücken wohl in die Startforma­tion. Der Schweizer Rechtsvert­eidiger der Borussen sagt zu unserer Redaktion: „Bayern muss gewinnen, und das macht es für uns nicht gerade einfacher. Es wird also heißen: Feuer frei auf beiden Seiten.“

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FOTO: DPA Szene aus dem Hinspiel im Oktober: Gladbachs Alassane Plea (l.) trifft per Schlenzer zum 1:0. Niklas Süle vom FC Bayern kann den Treffer nicht verhindern.

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