Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Vorfreude ist riesengroß
Sieben Neusser Athleten und zwei Trainer starten am kommenden Freitag nach Abu Dhabi. Dort beginnen eine Woche später die Weltspiele von Special Olympics, zu denen 7500 Sportler mit und ohne geistige Behinderung erwartet werden.
NEUSS Wenn sich am kommenden Freitag vom Frankfurter Flughafen 229 Sportler, Trainer und Betreuer voller Vorfreude nach Abu Dhabi aufmachen, liegt mehr als nur ein Hauch von Olympia in der Luft. Es handelt sich nämlich um die deutsche Delegation für die Weltspiele von Special Olympics, die vom 14. bis zum 21. März in der Hauptstadt dervereinigten Arabischen Emirate ausgetragen werden.
Mit dabei sind sieben Neusser Athleten mit und ohne geistige Behinderung: die Tennisspieler Fabian Krummen, Tim Jaeschke, Patrick Haberland, Pia Beck und Luis Ziegenbein (alle Grün-weiß Neuss) sowie Beate Heydorn und Nicola Vollmert von den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN).
Die Zahlen lesen sich beeindruckend: 7500 Athleten aus 190 Ländern werden in 24 Sportarten gegeneinander antreten. Dazu kommen 20.000 freiwillige Helfer und 500.000 Zuschauer, die zu denwettkämpfen erwartet werden.
„Es sind insgesamt riesige Dimensionen in Abu Dhabi“, sagt Tischtennis-headcoach Thomas Gindra, „wir erwarten sehr aufregende und spannende Spiele.“Das spiegelt sich auch in der Stimmung im Team wider. „Es freuen sich alle tierisch auf die Spiele, für viele wird es ein einmaliges Erlebnis“, so Günter Ziegenbein von Grün-weiß Neuss, der die Athleten nach Abu Dhabi begleitet. Für die Neusser Teilnehmer sind es, mit Ausnahme von Patrick Haberland, die ersten Weltspiele. Entscheidend seien daher weniger Medaillen und Platzierungen als vielmehr, das Gesamterlebnis des olympischen Programms, erläutert Gindra.
Gelegenheiten dazu gibt es reichlich. Das„host Town“-programm im Vorfeld der Wettkämpfe führt die Delegation kommende Woche zunächst nach Dubai, wo die Neusser einen Eindruck von der berühmten Luxusstadt bekommen können. Außerdem ist ein Empfang in der Deutschen Botschaft in Abu Dhabi vorgesehen. Ein weiteres Highlight folgt zum offiziellen Beginn der Weltspiele. Die Rede ist von der Eröffnungsfeier, die im Zayed-sports-city-stadion für erste olympische Erlebnisse und Gänsehautmomente sorgen wird. Knapp 40.000 Zuschauer werden dabei sein, wenn die Neusser ins Stadion einziehen und das olympische Feuer entzündet wird. Für Thomas Gindra, der zum sechsten Mal bei Weltspielen dabei ist, ist die Eröffnung einer der Schlüsselmomente: „Die Sportler erzählen noch Jahre später vom Einzug ins Stadion und ihren Erlebnissen während der Eröffnungsfeier.“
Doch natürlich geht es in Abu Dhabi auch um den Sport. „Mein oberstes Ziel ist es, dass wir die Rahmenbedingungen schaffen, dass alle ihre beste Leistung abrufen können“, erläutert Gindra. Dafür wurde in den vergangenenwochen und Monaten bereits fleißig trainiert. „Seit Dezember treffen wir uns jeden Sonntag bei Grün-weiß zusätzlich zum normalen Training, um uns auf die Weltspiele vorzubereiten“, sagt Günter Ziegenbein, „der Klub hat uns dabei sehr unterstützt.“Daneben führte Tennis- und Tischtennisspieler ein bundesweiter Lehr- gang in die Tespo-sporthalle nach Kaarst, wo sich die Teams noch einmal gezielt auf die Weltspiele vorbereiten konnten.
Auch Beate Heydorn und Nicola Vollmert sind für die Tischtenniswettbewerbe in Abu Dhabi bestens gerüstet. Neben dem normalen Training des Gwn-sport-teams arbeitete das Unified-doppel bei der DJK Holzbüttgen, Vollmerts Heimatverein, am letzten Feinschliff. „Im Training hat man gemerkt, dass sie sich immer besser aufeinander eingestellt haben“, stellt Headcoach Gindra erfreut fest.
Die Neusser können also gespannt sein, was ihre olympischen Athleten in Abu Dhabi bewegen können – und welche einmaligen Erlebnisse sie zurück in die Quirinusstadt bringen. Herr Gindra, für Sie beginnen in der kommenden Woche Ihre sechsten World Games. Was macht die in Abu Dhabi so besonders? Thomasgindra Allein die Dimensionen. 7500 Teilnehmer, das ist schon eine Hausnummer. Worauf stellen Sie Ihre Sportler ein? Gindra Erst einmal die klimatischen Bedingungen. Im Moment sind es am Golf 25 bis 28 Grad, das sollte kein Problem darstellen. Problematischer dürften die Temperaturen in den klimatisierten Räumen werden. Wir wissen von Vorab-besuchen, dass es in den Shuttle-bussen zum Beispiel nur elf Grad sind – da werden wohl viele mit einer Erkältung nach Hause kommen. Gespannt bin ich, wie sich die kulturellen Unterschiede auswirken werden. Was erwarten Sie? Gindra Ich kann es noch nicht sagen, was passieren wird. Denken Sie nur mal an die eher zurückhaltende Begrüßungskultur in diesen Ländern – und dann daran, wie spontan und ungezwungen unsere Sportler auf jeden Menschen zugehen, egal, wer das ist. Bekommen Ihre Schützlinge deshalb Verhaltensmaßregeln mit auf den Weg? Gindra Nein, das wäre ja auch nicht im Sinne von Special Olympics und Inklusion.wir schauen erst mal, wie es sich entwickelt.