Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wenn et Orjelche jeht
Der pensionierte Kirchenmusiker Hansgeorg Marzinkowski spielt in der Kapelle des St.-alexius/st.-josef-krankenhauses bekannte Karnevalslieder. Wie das klingt, können Sie in einem Video auf Ngz-online hören. Erkennen Sie die Titel?
NEUSS Karnevalslieder kennt jeder Jeck – sie laufen im Radio, bei Umzügen oder auf Partys, werden live von Bands und Marschkapellen gespielt oder auch von dem einen oder anderen Karnevalsfreund lautstark mitgegröhlt. Wie die Lieder aber auf einer Kirchenorgel klingen, das werden die wenigsten wissen. Sind die eingängigen Hits überhaupt wiederzuerkennen? Für ein Ngz-video macht der pensionierte Kirchenmusiker Hansgeorg Marzinkowski bei dem Experiment mit.
Zum Spielen sitzt Marzinkowski an der Orgel der Kapelle des St.-alexius-/st.-josef-krankenhauses und stimmt das Instrument. Er stellt die Pfeifen ein, tritt auf die Pedale. Dann spielt er eine Melodie an, die der Karnevalist direkt als „Die Karawane zieht weiter“von den Höhnern einzuordnen weiß. Doch Marzinkowski schüttelt den Kopf, „das funktioniert nicht gut“– und er blättert weiter.
Ein neues Lied ist gefunden: Marzinkowskis Finger fliegen über die Tasten, tiefe Klänge schallen durch die Kirche – es klingt melancholisch, hinterlässt Gänsehaut. Erst beim Refrain erinnert die Musik an den närrischen Kulthit:„drink doch ene mit“von den Bläck Fööss.„man nennt die Orgel nicht umsonst Königin der Instrumente“, sagt Marzinkowski nach dem er den letzten Ton gespielt hat.
Für das Video hat er insgesamt fünf karnevalistische Stücke vorbereitet. „Die meisten habe ich bisher nur auf einem Klavier gespielt“, sagt er. „Auf einer Orgel ist es das erste Mal.“Hansgeorg Marzinkowski war rund 20 Jahre Kirchenmusiker und zuständig für den Seelsorgebereich rund um die Erftmündung. Auch hat er mehrere Chöre geleitet. Mittlerweile spielt er für die städtischen Krankenhäuser in Neuss. Viermal pro Woche begleitet er evangelische Gottesdienste im St.-alexius-/ St.-josef-krankenhaus – im Lukaskrankenhaus ist er etwa zweimal im Monat. Aber Karnevalslieder und Kirchenmusik, das passt nicht gut zusammen.„im Karneval gibt es viele Märsche und Polkas, die würde ich eins zu eins so nie in einem kirchlichen Rahmen spielen“, sagt er. Doch es gibt auch Ausnahmen. Eine ist der Titel „En unserem Veedel“von den Bläck Föös. Das baut Marzinkowski tatsächlich in den Karnevalstagen in einigen Gottesdiensten ein. „Im Lied geht es um das Zusammenstehen, das Gemeinschaftsgefühl. Der Text ist anspruchsvoll“, sagt der Organist. „Wenn ich es gespielt habe, kommen immer wieder Besucher zu mir und wollen wissen, welches Stück das war.“Auch außerhalb der fünften Jahreszeit ist Hans- georg Marzinkowski offen für Neues. „Manchmal spiele ich auch Stücke von den Beatles“, sagt er. „Bei Hochzeiten zum Beispiel ,All you need is love’ zum Auszug. Das geht natürlich nur in Absprache mit dem Brautpaar. Übrigens auch mit dem Pfarrer. Bei katholischen sind die Bedenken oft größer als bei evangelischen“, erzählt er.
Wer wissen möchte, welche Stücke Marzinkowski gespielt hat und ob sich die Titel einfach erraten lassen, kann dies ab Samstag unter www.ngz-online.de verfolgen.