Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn et Orjelche jeht

Der pensionier­te Kirchenmus­iker Hansgeorg Marzinkows­ki spielt in der Kapelle des St.-alexius/st.-josef-krankenhau­ses bekannte Karnevalsl­ieder. Wie das klingt, können Sie in einem Video auf Ngz-online hören. Erkennen Sie die Titel?

- VON NATALIE URBIG

NEUSS Karnevalsl­ieder kennt jeder Jeck – sie laufen im Radio, bei Umzügen oder auf Partys, werden live von Bands und Marschkape­llen gespielt oder auch von dem einen oder anderen Karnevalsf­reund lautstark mitgegröhl­t. Wie die Lieder aber auf einer Kirchenorg­el klingen, das werden die wenigsten wissen. Sind die eingängige­n Hits überhaupt wiederzuer­kennen? Für ein Ngz-video macht der pensionier­te Kirchenmus­iker Hansgeorg Marzinkows­ki bei dem Experiment mit.

Zum Spielen sitzt Marzinkows­ki an der Orgel der Kapelle des St.-alexius-/st.-josef-krankenhau­ses und stimmt das Instrument. Er stellt die Pfeifen ein, tritt auf die Pedale. Dann spielt er eine Melodie an, die der Karnevalis­t direkt als „Die Karawane zieht weiter“von den Höhnern einzuordne­n weiß. Doch Marzinkows­ki schüttelt den Kopf, „das funktionie­rt nicht gut“– und er blättert weiter.

Ein neues Lied ist gefunden: Marzinkows­kis Finger fliegen über die Tasten, tiefe Klänge schallen durch die Kirche – es klingt melancholi­sch, hinterläss­t Gänsehaut. Erst beim Refrain erinnert die Musik an den närrischen Kulthit:„drink doch ene mit“von den Bläck Fööss.„man nennt die Orgel nicht umsonst Königin der Instrument­e“, sagt Marzinkows­ki nach dem er den letzten Ton gespielt hat.

Für das Video hat er insgesamt fünf karnevalis­tische Stücke vorbereite­t. „Die meisten habe ich bisher nur auf einem Klavier gespielt“, sagt er. „Auf einer Orgel ist es das erste Mal.“Hansgeorg Marzinkows­ki war rund 20 Jahre Kirchenmus­iker und zuständig für den Seelsorgeb­ereich rund um die Erftmündun­g. Auch hat er mehrere Chöre geleitet. Mittlerwei­le spielt er für die städtische­n Krankenhäu­ser in Neuss. Viermal pro Woche begleitet er evangelisc­he Gottesdien­ste im St.-alexius-/ St.-josef-krankenhau­s – im Lukaskrank­enhaus ist er etwa zweimal im Monat. Aber Karnevalsl­ieder und Kirchenmus­ik, das passt nicht gut zusammen.„im Karneval gibt es viele Märsche und Polkas, die würde ich eins zu eins so nie in einem kirchliche­n Rahmen spielen“, sagt er. Doch es gibt auch Ausnahmen. Eine ist der Titel „En unserem Veedel“von den Bläck Föös. Das baut Marzinkows­ki tatsächlic­h in den Karnevalst­agen in einigen Gottesdien­sten ein. „Im Lied geht es um das Zusammenst­ehen, das Gemeinscha­ftsgefühl. Der Text ist anspruchsv­oll“, sagt der Organist. „Wenn ich es gespielt habe, kommen immer wieder Besucher zu mir und wollen wissen, welches Stück das war.“Auch außerhalb der fünften Jahreszeit ist Hans- georg Marzinkows­ki offen für Neues. „Manchmal spiele ich auch Stücke von den Beatles“, sagt er. „Bei Hochzeiten zum Beispiel ,All you need is love’ zum Auszug. Das geht natürlich nur in Absprache mit dem Brautpaar. Übrigens auch mit dem Pfarrer. Bei katholisch­en sind die Bedenken oft größer als bei evangelisc­hen“, erzählt er.

Wer wissen möchte, welche Stücke Marzinkows­ki gespielt hat und ob sich die Titel einfach erraten lassen, kann dies ab Samstag unter www.ngz-online.de verfolgen.

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FOTO: WOI Der Musiker Hansgeorg Marzinkows­ki spielt auf der Orgel Karnevalsl­ieder.

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