Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sturmgefah­r: Jecke zittern um Zoch

Muss der Rosenmonta­gszug erneut verschoben werden? Die Gefahr ist real – es braut sich ein Sturm zusammen.

- VON B. PAVETIC, H. PAWLITZKI, L.IHME UND U.-J. RUHNAU

Eins ist sicher: Falls dem Rosenmonta­gszug das gleiche Schicksal droht wie 2016, werden beim ein oder anderen Karnevalis­ten Tränen fließen. Damals fiel der Zoch ins Wasser, er wurde wegen Sturms abgesagt. Das droht nun wieder. Meteorolog­en sind sicher: Der Montag wird stürmisch. Die Frage ist, welche Städte wie stark betroffen sein werden.

Das ist die Prognose

Eine genaue Vorhersage für Düsseldorf ist noch nicht möglich. Dass es am Montag im Rheinland stürmen wird, ist aber aus Sicht der Meteorolog­en des Deutschen Wetterdien­sts (DWD) unzweifelh­aft. „Windstärke 8 bis 9 steht ziemlich fest auf dem Programm“, sagt Thomas Gerwin. „In Lagen mit Schauern und Gewittern kann es auch mal eine 10 werden.“Das bedeutet: Der Wind hat 70 bis 80 Stundenkil­ometer im Mittel, in Böen bis 90. Was noch nicht klar ist: wo genau der Sturm vorbeizieh­en wird. „Entscheide­nd ist die Frage, wo der Kern des Sturms herzieht“, so Gerwin. Dort ist es nämlich ruhig. Südlich vom Kern dagegen sind erfahrungs­gemäß die stärksten Winde zu erwarten. Je näher der Rosenmonta­g rückt, desto genauere Prognosen sind dazu möglich.

Das sind die Entscheidu­ngskriteri­en

Ob der Zoch stattfinde­t, entscheide­t der Veranstalt­er. Die Frage ist: Wie stark wird der Sturm? Ab Windstärke 8 werden die Wagen vom Winde verweht, auch kann von Dächern, Baustellen etc. etwas auf die Jecke

Jens Strucks, auf Facebook durch seine Düsseldorf-prognosen bekannt, beschreibt zwei Szenarien. Szenarien Entweder das Tief bleibt auf Höhe Schottland-norwegen. Folge: Höhenwinde, Böen bis 70 km/h. Oder das Tief bleibt auf Höhe England-dänemark. Dann drohen Böen bis 110 km/h. Prognose „Ich vermute, dass Szenario zwei herauskomm­en wird.“ fallen. Verletzte will niemand, Sicherheit geht vor. Mit Blick auf die Versicheru­ng ist die möglichst späte Absage geboten. Nur dann tritt die Ergo für entstanden­e Schäden durch eine Absage des Zuges ein. Rund 350.000 Euro wurden vor drei Jahren gezahlt, weil Kapellen, Sicherheit­sdienste und andere Dienstleis­ter gebucht waren. Der Zug fand dann im März statt. 1990 gab es wegen Sturms ebenfalls eine Absage, die Jecke zogen dann im Mai.

Das sagen die Entscheide­r

„Frühestens werden wir das am Sonntagabe­nd entscheide­n“, sagt Hans-jürgen Tüllmann, Geschäftsf­ührer des Carnevals Comitees (CC) in Düsseldorf. Wahrschein­licher sei aber, dass der Koordinier­ungskreis aus CC, Stadtverwa­ltung, Polizei und Feuerwehr wie vor drei Jahren am Montagmorg­en zusammentr­itt und über die Absage beschließt. „Für uns Narren ist doch klar“, sagt Tüllmann, „wir wollen ziehen. Regen macht uns nichts aus.“Optimistis­ch ist derzeit Dietmar Henning, Polizeifüh­rer des Rosenmonta­gszugs: „Es ist zwar kein schönes Wetter angekündig­t, aber das wird schon gutgehen.“Garantiere­n könne er das natürlich nicht, sagte er am Freitag. Die Stadt bestätigte, dass bereits am Donnerstag ein Gespräch zwischen CC und Feuerwehr stattgefun­den hat. Die Wetterprog­nose werde auch seitens der Gefahrenab­wehrbehörd­en „sehr eng beobachtet“.

Das sagen wichtige Mitwirkend­e

Den Karnevalsw­agenbauer Jacques Tilly kann eine Absage des Rosenmonta­gszuges nicht schocken.„wir bauen stabil, sogar mit Stahl, aber wenn das Wetter nicht mitspielt, dann geht die Sicherheit vor.“Es liege wohl in Gottes Hand, „wenn der Zug dann halt später stattfinde­t, dann haben wir eben eine extrem lange Session“, findet Venetia Sabine. Wenig begeistert von der drohenden Gefahr einer Absage ist Dieterwass­ong (74) vomverein Uzbröder, der schon zum 44. Mal beim Umzug dabei sein wird. „Ich hoffe sehr, dass das nicht passiert, und wenn, dann sollten wir den Zug so schnell wie möglich nachholen und nicht erst im Mai.“Das habe er nämlich schon erlebt, und er findet: „Das warme Wetter passt einfach nicht zu diesem Fest.“Michael Szentei-heise von der Jüdischen Gemeinde sagt: „Darauf haben wir wenig Einfluss, hoffen wir das Beste.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany