Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kalenderblatt 2. März 1818
Über Jahrhunderte erzählten sich die Menschen Geschichten über die unermesslichen Schätze, die in der Chephren-pyramide lagern sollten. Kostbare Edelsteine lägen dort, hieß es. Aber auch Waffen, die nicht rosten, Glas, das sich zusammenfalten ließe, ohne zu brechen – der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Die Chephren-pyramide im Tal der Könige bei Kairo ist neben der Cheops-pyramide eines der beeindruckendsten königlichen Grabmäler. Doch lange blieb Menschen der Zugang zu den angeblich 30 Schatzkammern darin verwehrt. Erst 1818 wurde der Eingang zur Pyramide wiederentdeckt. Der Abenteurer Giovanni Battista Belzoni aus Italien war im Gefolge des ägyptischen Herrschers Muhammed Ali Pascha nach Ägypten gelangt. Belzoni hatte bereits eine bewegte Karriere hinter sich: In Holland hatte er Hydraulik studiert, in England war er als Kraftprotz„samson“im Zirkus aufgetreten. Nun betätigte er sich im Auftrag des Engländers Henry Salt als Ägyptologe. Er war an der Freilegung des Tempels von Abu Simbel beteiligt und hatte eine Büste von Ramses II. nach England schaffen lassen. Am 2. März 1818 entdeckte Belzoni, der mit 80 Arbeitern mehrere Wochen danach gesucht hatte, den Eingang zur Chephren-pyramide. Dieses Mal allerdings wurde der Schatzsucher enttäuscht: Vermutlich hatten Grabräuber die Kammer schon im 7. Jahrhundert geöffnet und wieder verschlossen.