Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eine Idee vom Bauen und Wohnen wird 100
Überall Schnörkel und Verzierungen. Das war vor 100 Jahren angesagt in den Wohnungen. Dann aber wollten einige Künstler und Architekten alles anders machen.
Das Haus ist weiß gestrichen, hat rechteckige Fenster und ein flaches Dach. So wie es aussieht, könnte es ganz neu sein. Dabei ist das Gebäude schon fast 100 Jahre alt! Das Haus steht in Weimar in Thüringen und ist berühmt. Denn es wurde von einer besonderen Gruppe geplant: den Lehrern und Lehrerinnen des Staatlichen Bauhauses. Das Bauhaus war eine Kunstschule: Kunst in Gemälden, in Möbeln, in Geschirr, in Häusern und so weiter. In diesem Jahr wird das Bauhaus 100 Jahre alt. Und groß gefeiert! Aber warum ist es so wichtig? „Als das Bauhaus gegründet wurde, sahen Häuser ganz anders aus: Die Fassaden waren unterschiedlich gestaltet, teils aufwendig verziert und sollten prächtig wirken“, sagt der Experte Jan Willmann. Auch für die Einrichtung der Wohnungen galt:wer es sich leisten konnte, hatte verschnörkelte Stühle und verzierte Tischbeine. Eine solche Einrichtung galt zwar als schick, aber sie war auch unpraktisch. Außerdem war sie teuer und konnte nur in Handarbeit hergestellt werden. Viele konnten sich diesen Luxus nicht leisten. Das fand der berühmte Architekt Walter Gropius falsch. Er wollte, dass Häuser und Möbel günstig und zugleich praktisch sind. Sie sollten von Maschinen hergestellt werden und aus einfachen Materialien bestehen. Deshalb gründete er im Jahr 1919 das Bauhaus in Weimar. Auch die Schule selbst war anders als früher: Die Studenten lernten nicht mehr nur in der Theorie, wie man Möbel baut. Sie arbeiteten von Anfang an in der Werkstatt mit. Sie waren Künstler und Handwerker in einem. Für ihre Arbeiten an Möbeln und Gebrauchsgegenständen benutzten sie Industrie-materialien wie Glas und Metall. Die Bauhaus-ideen sind bis heute wichtig in der Kunst und Architektur. dpa