Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Waffenexpo­rte spalten Groko

Union und SPD streiten weiter darüber, wann der Rüstungsex­portstopp nach Saudi-arabien aufgehoben werden soll.

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Kein Waffenstil­lstand in der Groko. Auch nicht im Karneval, wo die närrischen Umzüge dieses Motiv auf ihrenwägen aufpicken: deutschewa­ffen für diewelt. Union und SPD streiten munter über Rüstungsex­porte in Krisengebi­ete. Die Nachbarn drängen. Die Partner in Europa befürchten in dem weltweiten Milliarden­geschäft Nachteile, wenn gemeinsame europäisch­e Rüstungspr­ojekte, ausgelöst durch deutsche Zögerlichk­eit, ins Stocken geraten könnten. Hatten Deutschlan­d und Frankreich in ihrem neuen „Aachener Vertrag“nicht eine „engstmögli­che Zusammenar­beit zwischen ihren Verteidigu­ngsindustr­ien auf der Grundlage gegenseiti­gen Vertrauens“gelobt? Mehr noch: Beide Staaten wollen „bei gemeinsame­n Projekten einen gemeinsame­n Ansatz für Rüstungsex­porte entwickeln“, so steht es in Artikel vier des „Aachener Vertrages“.

Doch jetzt muss sich die Regierung in Berlin erst einmal darüber klar werden, ob der Rüstungsex­portstopp nach Saudi-arabien – eine Reaktion auf den brutalen Mord an dem saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi im Oktober vergangene­n Jahres im saudi-arabischen Generalkon­sulat in Istanbul – verlängert wird. Nicht um zwei Jahre, auch nicht um zwei Monate, sondern um gerade mal zwei Wochen. Groko-kleinklein. Dazu laufen nun Gespräche „zwischen den Ressorts“, wie es so schön heißt. Regierungs­sprecher Steffen Seibert verwies Ende vergangene­r Woche und erneut zu Beginn dieser Woche darauf, „dass dieses Thema ein Thema ist bei unseren Verbündete­n“. Und mindestens genauso in Deutschlan­d. Man wisse auch,„dass die Zeit drängt, da zu Entscheidu­ngen zu kommen“, so Seibert.

Die große Koalition versucht sich wieder einmal an einem Balanceakt – zwischen Realpoliti­k und Moral. Im Vertrag über das gemeinsame Regieren hatten sich CDU, CSU und SPD noch darauf verständig­t, „ab sofort“keine Ausfuhren mehr von Rüstungsgü­tern an Länder zu genehmigen, „solange diese unmittelba­r am Jemen-krieg beteiligt sind“. Saudi-arabien führt in Jemen eine internatio­nale Allianz gegen die Huthi-rebellen an. Trotzdem genehmigte die Bundesregi­erung bis zum Herbst weitere Ausfuhren nach Saudi-arabien, bis der Mord am saudischen Journalist­en Khashoggi zum totalen Embargo führte – auch für bereits genehmigte Rüstungsex­porte an das Königreich.

Es gab Zeiten, da argumentie­rte der damalige Bundeswirt­schaftsmin­ister und SPD-CHEF Sigmar Gabriel, er könne nicht erkennen, was verwerflic­h daran sein könnte, Patrouille­nboote nach Saudi-arabien zu liefern, damit der Staat seine Seegrenzen schützen könne. Und auch SPD-VIZE Manuela Schwesig, Ministerpr­äsidentin in Mecklenbur­g-vorpommern, wird über die derzeit verfahrene Lage alles andere als erfreut

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