Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Breite Front gegen Kramp-karrenbaue­r

Politiker und Verbände fordern von der Cdu-chefin eine Entschuldi­gung für ihre Bemerkung über Intersexue­lle.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Der Druck auf die CDU-VORsitzend­e Annegret Kamp-karrenbaue­r steigt, sich für ihren fragwürdig­en Karnevals-witz über Toiletten für intergesch­lechtliche Menschen zu entschuldi­gen. Während sich die 56-Jährige am Montag nicht zu ihrem umstritten­en Auftritt vor dem „Stockacher Narrengeri­cht“in der vorigen Woche in Baden-württember­g äußern wollte, forderten Politiker und Verbände sie zu Selbstkrit­ik auf. Rückendeck­ung bekam Kramp-karrenbaue­r von Nordrhein-westfalens Integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler (CDU).„MAN mag denwitz von AKK als Büttenredn­erin nicht toll finden, aber in fast jeder Büttenrede kommen Frauen- oder Männerwitz­e vor, über die gelacht wird. Wer also das dritte Geschlecht als solches gleich behandeln will, sollte auch mit Witzen über dieses klarkommen“, sagte Güler der Deutschen-presse-agentur. Kramp-karrenbaue­r hatte zur Einführung von Toiletten für das dritte Geschlecht gesagt: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist die Toilette.“

„Natürlich ist eine Entschuldi­gung fällig. Das erwarten wir“, sagte der Vorsitzend­e des Bundesverb­ands der Lesben und Schwulen in der Union, Alexanderv­ogt, im SWR. Auch Grünen-chefin Annalena Baerbock betonte, ein Witz könne immer mal missglücke­n. „Aber wenn man sich dafür nicht entschuldi­gt, wenn er auf Kosten von Minderheit­en geht, dann steckt da mehr dahinter.“Ähnlich sieht das Linken-chef Bernd Riexinger.

Auf die Frage, wie Bundeskanz­lerin Angela Merkel zu solchen Karnevals-kalauern stehe, erklärte Regierungs­sprecher Steffen Seibert zwar: „Büttenrede­n kommentie- re ich nicht.“Er könne aber gerne über die Politik der Bundesregi­erung zu Intersexua­lität Auskunft geben. Die Rechte dieses Personenkr­eises sei erst Ende Dezember gesetzlich gestärkt worden. Nun könne neben „männlich“und „weiblich“auch „divers“ins Geburtenre­gister eingetrage­n werden. Zudem sei für Menschen mit Variatione­n der Geschlecht­sentwicklu­ng die Möglichkei­t geschaffen worden, ihre Eintragung­en beim Standesamt, was Geschlecht­szugehörig­keit oder auch den Vornamen betrifft, nachträgli­ch zu ändern. „Wir setzen damit einevorgab­e des Bundesverf­assungsger­ichts um.“

Petra Weitzel, erste Vorsitzend­e der Deutschen Gesellscha­ft für Transident­ität und Intersexua­lität sagte unserer Redaktion: „Was die Bundeskanz­lerin in Ausbildung noch lernen muss, ist Anstand und Respekt vor allen Menschen, falls sie nicht als Sanitärexp­ertin in die Geschichte eingehen möchte.“Fastnacht sei nicht dafür da, dass die Obrigkeit sich über die „kleinen Leute“lustig mache, sondern umgekehrt. Kramp-karrenbaue­r beleidige und verletze die Gefühle aller transsexue­llen, intersexue­llen und nichtbinär­en Menschen. Diese wüssten selbstvers­tändlich um ihr Geschlecht. Für eine Entschuldi­gung Kramp-karrenbaue­rs sei es aber längst zu spät. Die würde keiner mehr ernstnehme­n.

 ?? FOTO: DPA ?? Annegret Kramp-karrenbaue­r vor dem Narrengeri­cht.
FOTO: DPA Annegret Kramp-karrenbaue­r vor dem Narrengeri­cht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany