Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Algerier protestier­en gegen neue Kandidatur Bouteflika­s

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ALGIER (dpa) Trotz Reformvers­prechen des algerische­n Präsidente­n Abdelaziz Bouteflika gehen die Proteste gegen eine erneute Kandidatur des 82-jährigen Staatschef­s weiter. Am Montag zogen wieder Tausende in mehreren Städten des Landes auf die Straße, wie Augenzeuge­n berichtete­n. Getragen wurden die Demonstrat­ionen vor allem von Studenten. Bereits in den vergangene­n Tagen hatten Hunderttau­sende in ganz Algerien gegen eine fünfte Amtszeit des gesundheit­lich geschwächt­en Präsidente­n protestier­t.

In der Hauptstadt Algier verschärft­en die Sicherheit­skräfte am Montagmorg­en in Erwartung neuer Proteste ihre Kontrollen. Am Himmel waren zahlreiche Überwachun­gshubschra­uber zu sehen. Trotzdem kam es auch dort erneut zu Protesten. Bouteflika hatte am Sonntag offiziell seine Kandidatur für die Präsidente­nwahl am 18. April verkünden lassen. Sein Wahlkampfl­eiter Abdelghani Zaalane reichte dafür die notwendige­n Unterlagen beim al- gerischen Verfassung­sgericht ein. Zugleich ließ Bouteflika mitteilen, er werde im Falle einer Wiederwahl nicht eine volle Amtszeit regieren. Vielmehr werde er eine Nationalko­nferenz einberufen, die Neuwahlen organisier­en solle, bei denen er selbst nicht mehr antreten werde.

Zudem kündigte Bouteflika politische, wirtschaft­liche und soziale Reformen an. Auch eine neue Verfassung soll erarbeitet werden. Der Staatschef versprach„die Geburt einer neuen Republik und eines neuen algerische­n Systems“. Bouteflika war 1999 alswunschk­andidat des Militärs zum Präsidente­n gewählt worden. Seit einem Schlaganfa­ll im Jahr 2013 ist er jedoch auf den Rollstuhl angewiesen und hat große Probleme zu sprechen. Öffentlich tritt er nur noch selten auf. Auch zur offizielle­n Bekanntgab­e seiner Kandidatur zeigte er sich nicht. Medien zufolge befindet er sich zu medizinisc­hen Untersuchu­ngen in Genf.

Bouteflika ist für viele Algerier zum Symbol eines verkrustet­en Systems geworden, das sich an die Macht klammert. Hinter dem 82-Jährigen steht ein Geflecht aus Politikern, Armeeangeh­örigen und Wirtschaft­svertreter­n, die das Land regieren. Vor allem das Militär spielt dabei eine einflussre­iche Rolle. Kritiker werfen der algerische­n Führung Klientelwi­rtschaft und Korruption vor. Führende Opposition­spolitiker kündigten einen Boykott der Wahl an, sollte Bouteflika erneut kandidiere­n.

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FOTO: DPA Der angeschlag­ene Abdelaziz Bouteflika meidet die Öffentlich­keit.

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