Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gefährliche Borreliose
Zeckenstiche können den Keim Borrelia burgdorferi übertragen. Frühe Untersuchung, Kontrolle und Therapie sind wichtig.
Unser Leser Peter W. aus Wegberg fragt: „Ich bin neulich von einer Zecke gestochen worden. Sie wurde entfernt, trotzdem will mich mein Arzt noch auf Borrelien untersuchen. Muss ich mir Sorgen machen?“
Die Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird. Sie werden durch Zeckenstiche übertragen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Die Krankheit kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Sie verläuft in verschiedenen Stadien, dabei gibt es jedoch keinen typischen Verlauf. Die Symptome sind unterschiedlich und nicht immer leicht von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Die häufigste Form ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Sie tritt nach einigen Tagen (bis Wochen) nach dem Zeckenstich auf. Diese ringförmige Hautrötung ist im Zentrum blasser als am Rand. Der rote Ring wandert dann allmählich nach außen. Weitere Symptome wie Fieber, Muskelund Kopfschmerzen oder Müdigkeit können hinzukommen. Die frühe Behandlung mit einem Antibiotikum führt fast immer zur Heilung.
Ist das Nervensystem betroffen, kann es zu einer seltenen Neuroborelliose kommen. Typisch hierfür sind brennende Nervenschmerzen und verschiedenste Symptome wie Taubheitsgefühle, Seh- oder Hörstörungen. Sehr selten
Ingo Greiffendorf
kann es zu einer Entzündung des Herzens mit Rhythmusstörungen kommen. Einige Monate oder Jahre nach dem Stich kann eine Gelenkentzündung auftreten. Diese betrifft überwiegend die Kniegelenke.
Das Vorkommen von Borrelien in Zecken schwankt sehr stark und kann bis zu 30 Prozent betragen. Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-infektion durch das Auftreten von spezifischen An-
In Deutschland infizieren sich jährlich 120.000 Menschen
tikörpern im Blut nachgewiesen. In Deutschland infizieren sich pro Jahr etwa 80.000 bis 120.000 Personen. Die meisten werden nicht erkannt, denn nur ein sehr kleiner Teil, etwa ein Prozent der Infizierten, erkrankt. Ein positiver Test ist nicht immer auf eine akute Borrelien-infektion zurückzuführen. So können hohe Antikörper-werte nach einer früheren, unbemerkten Infektion über viele Jahre erhalten bleiben. So tragen in Deutschland 5,8 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer Antikörper und haben somit mindestens eine Infektion durchgemacht.
Ein positiver Antikörpertest kann nur unter Berücksichtigung der klinischen Symptome sinnvoll interpretiert werden und bedeutet nicht sofort die Diagnose „Borreliose“. Verlaufskontrollen sind sinnvoll.
Unser Autor
Ingo Greiffendorf ist Oberarzt für Infektiologie an den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach.