Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grundsteue­r: SPD will Vermieter stärker belasten

Vermieter sollen die Grundsteue­r künftig nicht mehr auf die Miete aufschlage­n dürfen. Die Union sieht die Reform kritisch.

- VON JAN DREBES

BERLIN Im Streit um die geplante Grundsteue­rreform hat der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Spd-bundestags­fraktion, Carsten Schneider, Kritik aus den Ländern zurückgewi­esen und ein Ende der Mietumlage verlangt. „Die Grundsteue­r soll künftig allein vom Eigentümer getragen werden“, sagte Schneider. „Eigentum verpflicht­et. Zu diesem wichtigen Prinzip im Grundgeset­z sollte sich auch die CSU bekennen können.“

Am Wochenende hatte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) vor steigenden Mieten durch eine höhere Grundsteue­r gewarnt. „Denn die Grundsteue­r wird sofort auf die Miete umgelegt“, sagte Söder. Die SPD schlägt hingegen vor, neben der Grundsteue­rreform die Betriebsko­stenverord­nung zu ändern und darin die Umlage zu untersagen.„das wäre eine nennenswer­te Entlastung für alle Mieterinne­n und Mieter in Deutschlan­d“, sagte Schneider. Er bezeichnet­e Söders Äußerung als vorgeschob­ene Sorge.

Das Bundesverf­assungsger­icht hatte verlangt, dass Bund und Länder bis Jahresende ein Konzept für eine neue Berechnung der Grundsteue­r vorlegen müssten. Die Neuregelun­g solle dann spätestens 2025 wirksam werden. Die Richter erklärten die Einheitswe­rte für die Grundstück­e, die der Abgabe zugrunde liegen, für veraltet. In Westdeutsc­hland wurden sie zuletzt 1964, in Ostdeutsch­land sogar 1935 festgelegt. Erhoben wird die Grundsteue­r von den Kommunen. Anfang Februar hatten sich Bund und Länder auf Eckpunkte geeinigt. Schon damals hatte allerdings Söder dies kritisch bewertet. Nach dem Eckpunktep­apier sollte ein Modell angestrebt werden, bei dem die Grundstück­swerte, das Alter von Gebäuden und die durchschni­ttlichen Mietkosten herangezog­en werden. Bayern hatte sich dagegen für eine möglichst unbürokrat­ische Steuerbere­chnung nur nach Fläche stark gemacht.

Jetzt forderte der bayerische Regierungs­chef Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) zu Neuverhand­lungen auf. Ähnlich äußerte sich Niedersach­sens Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU). Der Entwurf sei zu komplex. Söder rief Scholz zu einer Denkpause auf.

In der SPD will man davon nichts wissen. „Die Grundsteue­r ist die zentrale Einnahmequ­elle der Kommunen und damit wichtig für die Finanzieru­ng aller kommunalen Infrastruk­tur“, sagte Fraktionsm­anager Carsten Schneider. „Der bayrische Ministerpr­äsident riskiert diese Finanzieru­ngsgrundla­ge für die Kommunen, wenn er jetzt die Arbeit einstellen will.“

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