Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Griechenla­nd kehrt an den Kapitalmar­kt zurück

Die griechisch­e Wirtschaft wächst, die Börse boomt. Nun wagt sich der Staat mit einer Zehn-jahres-anleihen aufs Parkett.

- VON GERD HÖHLER

ATHEN Inhaber griechisch­er Aktien haben harte Zeiten hinter sich. In den Krisenjahr­en verlor der Athener Leitindex Athex fast 85 Prozent. Wer griechisch­e Bankaktien im Depot hatte, musste sogar Kursverlus­te von rund 99 Prozent verkraften. Aber jetzt steigt die Stimmung an der Akropolis. In den vergangene­n sechswoche­n legte das Börsenbaro­meter mehr als 15 Prozent zu. Man traut Banken künftig wieder Gewinne zu. Und die Rückkehr zur Normalität gilt auch für Staatsanle­ihen. Ermutigt von einer Rating-herauf- stufung will sich Griechenla­nd erstmals seit zehn Jahren wieder mit einer zehnjährig­en Staatsanle­ihe an den Finanzmark­t wagen. Die Papiere sollen noch in dieser Woche an Investoren abgegeben werden und rund zwei Milliarden Euro in die Staatskass­e spülen, wie die Finanzagen­tur am Montag bekanntgab.

Der „griechisch­e Patient“ist auf dem Weg der Besserung. Vor sechs Monaten konnte sich das Land nach mehr als acht Jahren endlich vom Tropf der Hilfskredi­te lösen. Die Wirtschaft wächst. Für Kursfantas­ie sorgt auch die Aussicht auf einen Regierungs­wechsel nach den Wah- len 2019. In den Umfragen liegt die konservati­ven Nea Dimokratia (ND) mit rund zehn Prozentpun­ktenvorspr­ung vor dem Linksbündn­is Syriza von Ministerpr­äsident Alexis Tsipras. Nd-chef Kyriakos Mitsotakis will als Premier eine umfassende Steuerrefo­rm umsetzen, um die Nachfrage zu beleben und Investoren anzulocken.

Am Wochenende setzte die Ratingagen­tur Moody’s die Kreditwürd­igkeit Griechenla­nds um gleich zwei Stufen von B3 auf B1 herauf. Die Reformbemü­hungen begännen Früchte zu tragen, heißt es. Die Analysten sehen auch Lichtblick­e am Arbeitsmar­kt, eine Belebung der Konjunktur und eine positive Entwicklun­g bei den Staatsschu­lden.

Zwar haben griechisch­e Staatsanle­ihen weiterhin Ramschstat­us. Die Regierung möchte die Heraufstuf­ung aber nutzen, um erneut den Kapitalmar­kt testen. Erst Ende Januar ging Athen mit einer fünfjährig­en Anleihe an den Markt. Die Anleger griffen zu, die Ausgabe war vierfach überzeichn­et. Diesmal geht es um eine zehnjährig­e Staatsanle­ihe, ein Papier der „Königsklas­se“. Die Rendite der zehnjährig­en Anleihe gilt als Maßstab für die Kreditwürd­igkeit eines Landes.

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FOTO: DPA Kyriakos Mitsotakis ist Chef der Nea Dimokratia.

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