Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bundesliga-saison der Extreme

Die deutsche Liga ist besser als ihr Ruf. So hat sie ganz aktuell statistisc­h Einiges an Erstaunlic­hem zu bieten.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Über die Bundesliga wird viel und oft gemeckert: Langeweili­ge Spiele, alles nur noch Kommerz, Tv-übersättig­ung. Dabei hat gerade die laufende Saison so einiges zu bieten – vor allem auch an Extremen. Wir haben fünf Fakten zusammenge­tragen, die diese Bundesliga­spielzeit nach 24 Spieltagen besonders machen.

Das Titelrenne­n war seit 14 Jahren nicht mehr so spannend.

In den vergangene­n Jahren galt: Morgens geht die Sonne im Osten auf, und in der Bundesliga werden entweder Dortmund oder meist die Bayern mit großem Vorsprung Meister. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr hatten die Münchner nach 24 Partien 19 Punkte Vorsprung auf SchwarzGel­b. Eine solche Monotonie gilt in dieser Spielzeit nicht. Mit je 54 Punkten liegen beide Rivalen aktuell gleichauf. Dass die ersten beiden zu diesem Zeitpunkt punktgleic­h dastanden, gab es zuletzt vor 14 Jahren. 2004/2005 hatteverfo­lger Schalke 04 genauso 50 Zähler wie Tabellenfü­hrer FC Bayern. Am Saisonende war es dann aber doch wieder klar: Meis- ter München hatte 14 Punkte Vorsprung auf Vizemeiste­r S04.

Nie seit Einführung der Drei-punkte-regel stürzte ein Vizemeiste­r in der Folgesaiso­n so ab wie aktuell Schalke.

Den Absturz, den die Königsblau­en als Tabellenzw­eiter der Vorsaison in der folgenden Spielrunde hinlegen und nach 24 Spielen 23 Punkte und eine Tordiffere­nz von -14 aufweisen, sucht Seinesglei­chen. Bayer Leverkusen stürzte als Vizemeiste­r 2002 mal bis zum 24. Spieltag im Jahr 2003 auf 26 Zähler ab. Genauso schlecht wie Schalke erwischte es zuletzt: Schalke. Als Vizemeiste­r 1972 lautete die Bilanz in der folgenden Saison nach 24 Partien: umgerechne­t 23 Zähler bei einer Tordiffere­nz von -14. Geschichte wiederholt sich halt manchmal doch.

Vor 36 Jahren stand Schalke zuletzt schlechter da als heute.

Aber selbst wenn man die Vorbedingu­ng „Vizemeiste­r im Vorjahr“außer Acht lässt, um die Dimension der Schalker Krise zu verdeutlic­hen, muss man lange zurückblic­ken. In Zeiten der Drei-punkt-regel stand Königsblau jedenfalls immer besser da als heute. Schlechter sah es zehn Spieltage vor Schluss zuletzt 1983 aus. Damals konnten die von Jürgen Sundermann trainierte­n Knappen zu diesem Saisonzeit­punkt umgerechne­t nur 18 Zähler vorweisen. Wenig überrasche­nd stand am Saisonende dann auch der Abstieg.

Nie seit Einführung der Drei-punkte-regel waren die Kellerkind­er schlechter.

Es gibt natürlich auch Negativrek­orde in dieser Saison, an denen der FC Schalke keinen Anteil hat. Besonders schlecht stehen diesmal die Kellerkind­er der ersten Liga da. Schlusslic­ht Nürnberg kann ganze 13 Zähler vorweisen, Hannover 14. Nie seit 1995/96 hatte ein Duo auf den letzten beiden Plätzen jeweils weniger auf der Habenseite. Überhaupt: Weniger Punkte sammelten zuletzt 1975 die beiden Letzten, als derwuppert­aler SV und Tebe Berlin nach heutiger Rechnung zusammen auf 25 Zähler kamen. Hoffnung existiert im Keller 2019 dann auch nur noch in geringen Dosen – Zitat Hannover-trainer Thomas Doll nach dem 1:5 in Stuttgart: „Das, was wir da abgeliefer­t haben, hatte mit Bundesliga nichts zu tun.“

Fortuna stand in der Ersten Liga zuletzt 1991 besser da.

Ein Team, das mancher vor der Saison auch ans Tabellenen­de veortet hätte, dürfte mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ganz im Gegenteil: Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hat mit seinen 31 Punkten auf Rang elf weniger Rückstand auf die Europapoka­lplätze als auf die Abstiegsrä­nge. Das letzte Mal, dass die Fortunen in einer Bundesliga­spielzeit nach 24 Runden besser dastanden, war 1991. Damals standen unter Josef Hickersber­ger umgerechne­t 35 Punkte und Rang sieben zu Buche. Am Saisonende lief Fortuna mit umgerechne­t 43 Punkten sorgenfrei auf Rang zwölf ein.

 ?? FOTO: DPA ?? Starker Aufsteiger: Düsseldorf­s Benito Raman jubelt nach seinem Treffer zum 3:0 auf Schalke. Endstand: 4:0.
FOTO: DPA Starker Aufsteiger: Düsseldorf­s Benito Raman jubelt nach seinem Treffer zum 3:0 auf Schalke. Endstand: 4:0.

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