Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bundesliga-saison der Extreme
Die deutsche Liga ist besser als ihr Ruf. So hat sie ganz aktuell statistisch Einiges an Erstaunlichem zu bieten.
DÜSSELDORF Über die Bundesliga wird viel und oft gemeckert: Langeweilige Spiele, alles nur noch Kommerz, Tv-übersättigung. Dabei hat gerade die laufende Saison so einiges zu bieten – vor allem auch an Extremen. Wir haben fünf Fakten zusammengetragen, die diese Bundesligaspielzeit nach 24 Spieltagen besonders machen.
Das Titelrennen war seit 14 Jahren nicht mehr so spannend.
In den vergangenen Jahren galt: Morgens geht die Sonne im Osten auf, und in der Bundesliga werden entweder Dortmund oder meist die Bayern mit großem Vorsprung Meister. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr hatten die Münchner nach 24 Partien 19 Punkte Vorsprung auf SchwarzGelb. Eine solche Monotonie gilt in dieser Spielzeit nicht. Mit je 54 Punkten liegen beide Rivalen aktuell gleichauf. Dass die ersten beiden zu diesem Zeitpunkt punktgleich dastanden, gab es zuletzt vor 14 Jahren. 2004/2005 hatteverfolger Schalke 04 genauso 50 Zähler wie Tabellenführer FC Bayern. Am Saisonende war es dann aber doch wieder klar: Meis- ter München hatte 14 Punkte Vorsprung auf Vizemeister S04.
Nie seit Einführung der Drei-punkte-regel stürzte ein Vizemeister in der Folgesaison so ab wie aktuell Schalke.
Den Absturz, den die Königsblauen als Tabellenzweiter der Vorsaison in der folgenden Spielrunde hinlegen und nach 24 Spielen 23 Punkte und eine Tordifferenz von -14 aufweisen, sucht Seinesgleichen. Bayer Leverkusen stürzte als Vizemeister 2002 mal bis zum 24. Spieltag im Jahr 2003 auf 26 Zähler ab. Genauso schlecht wie Schalke erwischte es zuletzt: Schalke. Als Vizemeister 1972 lautete die Bilanz in der folgenden Saison nach 24 Partien: umgerechnet 23 Zähler bei einer Tordifferenz von -14. Geschichte wiederholt sich halt manchmal doch.
Vor 36 Jahren stand Schalke zuletzt schlechter da als heute.
Aber selbst wenn man die Vorbedingung „Vizemeister im Vorjahr“außer Acht lässt, um die Dimension der Schalker Krise zu verdeutlichen, muss man lange zurückblicken. In Zeiten der Drei-punkt-regel stand Königsblau jedenfalls immer besser da als heute. Schlechter sah es zehn Spieltage vor Schluss zuletzt 1983 aus. Damals konnten die von Jürgen Sundermann trainierten Knappen zu diesem Saisonzeitpunkt umgerechnet nur 18 Zähler vorweisen. Wenig überraschend stand am Saisonende dann auch der Abstieg.
Nie seit Einführung der Drei-punkte-regel waren die Kellerkinder schlechter.
Es gibt natürlich auch Negativrekorde in dieser Saison, an denen der FC Schalke keinen Anteil hat. Besonders schlecht stehen diesmal die Kellerkinder der ersten Liga da. Schlusslicht Nürnberg kann ganze 13 Zähler vorweisen, Hannover 14. Nie seit 1995/96 hatte ein Duo auf den letzten beiden Plätzen jeweils weniger auf der Habenseite. Überhaupt: Weniger Punkte sammelten zuletzt 1975 die beiden Letzten, als derwuppertaler SV und Tebe Berlin nach heutiger Rechnung zusammen auf 25 Zähler kamen. Hoffnung existiert im Keller 2019 dann auch nur noch in geringen Dosen – Zitat Hannover-trainer Thomas Doll nach dem 1:5 in Stuttgart: „Das, was wir da abgeliefert haben, hatte mit Bundesliga nichts zu tun.“
Fortuna stand in der Ersten Liga zuletzt 1991 besser da.
Ein Team, das mancher vor der Saison auch ans Tabellenende veortet hätte, dürfte mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ganz im Gegenteil: Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hat mit seinen 31 Punkten auf Rang elf weniger Rückstand auf die Europapokalplätze als auf die Abstiegsränge. Das letzte Mal, dass die Fortunen in einer Bundesligaspielzeit nach 24 Runden besser dastanden, war 1991. Damals standen unter Josef Hickersberger umgerechnet 35 Punkte und Rang sieben zu Buche. Am Saisonende lief Fortuna mit umgerechnet 43 Punkten sorgenfrei auf Rang zwölf ein.