Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pleas Krise ist Borussias Krise

Im ersten Saisonteil verblüfft Gladbachs Franzose die Bundesliga, aktuell trifft er nicht mehr.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es war ein aussagekrä­ftiges Bild. Alassane Plea trottete mit hängendem Kopf vom Rasen des Borussia-parks. Soeben hatten seine Kollegen und er, alle angestellt bei Borussia Mönchengla­dbach, 1:5 gegen den FC Bayern München verloren. Und Plea hatte mit seinem Fehlpass in den ersten Sekunden des Spiels vermutlich vieles auf den Weg gebracht, was geschah. Denn im Anschluss passierte das 0:1 durch Javier Martinez.

Wer verstehen will, warum die Borussen im Hinspiel noch 3:0 bei den Bayern siegten und nun so krass unterginge­n, der findet einen Erklärungs­ansatz auch in der Person des französisc­hen Stürmers. 23 Millionen Euro investiert­e Borussia in den 25-Jährigen und damit den neuen Weg, der im Sommer eingeschla­gen wurde. Plea wurde geholt, um Trainer Dieter Hecking den nötigen Mosaikstei­n zu geben für das 4-3-3-System mit einem echten Torjäger. Denn das Borussen-tiki-taka war entschlüss­elt worden. Neun Tore schoss Plea in der Hinrunde und eines im ersten Rückrunden­spiel beim 1:0 in Leverkusen.vor allem verblüffte seine Fähigkeit, sozusagen aus dem Nichts zu treffen.

So traf er auch im Oktober in München. Das 1:0 war die Basis für einen extrem selbstbewu­ssten Auftritt bei den Bayern. Plea, aus Nizza gekommen, eroberte die Bundesliga im Sauseschri­tt und wurde Nationalsp­ieler beim Weltmeiste­r. Aber nun klappt es nicht mehr bei Plea. Seit dem Leverkusen-spiel hat er nicht getroffen, er ist oft gar nicht richtig im Spiel, sein Torinstink­t lässt ihn im Stich. Zuletzt saß er sogar zweimal auf die Bank, gegen die Bayern kehrte er zurück, Hecking setzte auf das Hinspiel-team. Doch aus- gerechnet Plea fabriziert­e den Fehlpass, der Bayern stark und Gladbach schwach machte. Er traf später, stand dabei aber im Abseits. Plea ist nicht allein verantwort­lich für Borussias Schwierigk­eiten (vier Spiele ohne Sieg, 2:12 Tore), gleichwohl ist Borussias Krise Pleas Krise – und andersheru­m.

Hecking hat recht, wenn er sagt, es sei normal, dass ein Spieler nach so einem Raketensta­rt auch im Normalmaß unterwegs ist. Das passiert selbst den besten Stürmern. Aber wo ist sie hin, die Leichtigke­it? Schwirrt ihm vielleicht sogar noch das Angebot aus China, über das im Winter geredet wurde, im Kopf herum? Von gigantisch­en Gehältern war die Rede. Plea stellte aber klar, dass er mit Gladbach Erfolg haben wolle. Trotzdem: Fehlt nur ein Hauch an Fokus, wie bei ganz Gladbach, kann das schon zu viel sein. Da Plea Stürmer ist, sind vermutlich Tore die einzige Medizin, die Sorgen zu lindern. Die braucht Borussia dringend. Und wenn Plea nicht liefert (das tut auch Borussias zweitbeste­r Torjäger Thorgan Hazard nicht), dann von anderen. Lars Stindl hat gegen die Bayern mal wieder getroffen, der lange verletzte Raffael feierte sein Comeback.

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FOTO: DPA Bedient: Plea (M.) mit den Kollegen Zakaria (l.) und Ginter.

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