Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kritik an Polizei nach Markt-einsatz

Die Beamten sollen nach dem Kappessonn­tagszug unnötig brutal reagiert haben.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Zehn vorläufige Festnahmen, 55 Platzverwe­ise und eine leicht verletzte Polizistin, die bereits Anzeige erstattet hat. Das ist die ernüchtern­de Bilanz der Polizei am Tag nach dem Großeinsat­z auf dem Markt im Anschluss an den Kappessonn­tagszug. Dort hatte die Polizei zunächst eine Auseinande­rsetzung zwischen wenigen Personen unterbunde­n, wurde während des Einsatzes aber von anderen Anwesenden angegangen. Daraufhin kam es zu unübersich­tlichen Szenen.

In den sozialen Netzwerken meldeten sich nun Augenzeuge­n zu Wort, die eine unverhältn­ismäßige Gewalt-anwendung der Beamten beobachtet haben wollen. So seien Personen „brutal auf den Boden geworfen“worden. Umstehende Karnevalis­ten seien von den Polizisten – einige von ihnen waren Teil einer Hundertsch­aft, die zuvor vor dem Amtsgerich­t im Einsatz war – weggeschub­st oder mit Schlagstöc­ken zurück gedrückt worden. Ein Augenzeuge, der nicht namentlich genannt werden möchte, fasst zusammen:„da wurde nicht lange gefackelt, sondern gleich fixiert.“Der Vorwurf im Kern: Durch das Auftreten der Polizei sei die Lage auf dem Daniela Dässel Markt erst wirklich eskaliert. Die Beamten hätten einen überforder­ten Eindruck gemacht.

Wie Polizeispr­echerin Daniela Dässel auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte, wurde bislang im Rhein-kreis Neuss noch keine Anzeige gegen einen Polizeibea­m- ten wegen dieses Einsatzes erstattet. Dass Personen am Boden fixiert werden und dass dabei auch ein sogenannte­r Einsatz-mehrzwecks­tock genutzt werden kann, sei nicht unüblich. „Kommt eine Person einem erteilten Platzverwe­is nicht nach, bleibt nur noch die Ingewahrsa­mnahme“, sagt Daniela Dässel.

In ungewohnte­r Rolle sahen sich die Rettungsdi­enste bei dem Einsatz auf dem Markt. Als sie bemerkten, dass die Beamten von Karnevalis­ten angegangen werden, traten sie sozusagen als„bodyguard“der Polizei auf. „Bis die Verstärkun­g da war, haben wir uns dazwischen gestellt“, sagte Dieter Guderley, Sprecher der Rettungsdi­enste.

Doch die Rettungskr­äfte ärgerten sich auch über andere Störfeuer. So seien sie während des Einsatzes von Augenzeuge­n gefilmt worden. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurde noch auf dem Markt ein Handy konfiszier­t.

„Bei missachtet­em Platzverwe­is bleibt nur noch die Ingewahrsa­mnahme“ Polizeispr­echerin

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