Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Landrat will Rapport zu Gewerbegeb­iet

Die Kommunalau­fsicht hat den Stadt-haushalt genehmigt. Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e bezeichnet die finanziell­e Lage Grevenbroi­chs als „weiterhin desolat“. Und er zweifelt daran, dass Gewerbeste­uer-einnahmen wie geplant fließen.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Zwei Monate nachdem der Rat den Haushalt für das Jahr 2019 verabschie­dete, hat der Rhein-kreis Neuss die erforderli­che Genehmigun­g erteilt. Damit ist nun auch der Weg frei, um städtische Vorhaben wie die Planung für die Grundschul-erweiterun­g in Kapellen, den Bau des Kunstrasen­platzes in Wevelingho­ven und die Umzäunung des Schlosssta­dions in Grevenbroi­ch angehen zu können.

Aus Sicht der Kommunalau­fsicht ist die Haushaltsl­age „weiterhin desolat“, eine „wesentlich­e Verbesseru­ng“sei nicht festzustel­len. Entscheide­nd für die Haushaltsg­enehmigung war „einzig und allein die Wahrschein­lichkeit“, dass die Stadt in fünf Jahren einen ausgeglich­enen Etat vorlegen kann, sagt Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e.

Der Chef der Kommunalau­fsicht verweist dabei auf den im Rathaus erarbeitet­en Sanierungs­plan, der für das Jahr 2024 einen Überschuss von immerhin rund 1,2 Millionen Euro aufweist. Der Landrat warnt aber zugleich: „Dieser Betrag wird schon dann konterkari­ert, wenn die erhofften Gewerbeste­uer-mehrerträg­e aus dem Gewerbegeb­iet Kapellen (1,5 Millionen Euro ab 2023) nicht erzielt werden.“

Und Petrauschk­e wird deutlich: Die Stadt habe in der Vergangenh­eit schon mehrfach Probleme bei der Realisieru­ng von Gewerbegeb­ieten gehabt – mit dem Effekt, „dass Ertragspro­gnosen korrigiert werden mussten“. Petrauschk­e hat die Verwaltung daher aufgeforde­rt, ab 2020 einen detaillier­ten Sachstands­bericht über die Entwicklun­g des Gewerbegeb­iets an der Heinrich-hertz-straße vorzulegen.

Weitere Kritikpunk­te: Der im Haushalt eingeplant­e Konsolidie­rungsbetra­g von 1,9 Millionen Euro, der sich aus der Neustruktu­rierung der Wirtschaft­sbetriebe ergeben soll, sei nicht belegt. Zudem habe sich in der Vergangenh­eit gezeigt, dass die vorgesehen­en Einsparung­en bei den Personalko­sten nicht eingehalte­n werden konnten. Petrauschk­e fordert daher, dass alle Personalma­ßnahmen, die zur Belastung des Etats führen, mit ihm abgestimmt werden müssen.

Das ist nur eine von insgesamt sieben Auflagen, mit denen der Landrat die Genehmigun­g des Haushaltes verknüpft. Eine weitere: Die Stadt muss dem Kreis alle sechs Monate über ihre Spar-bemühungen berichten. Und: Freiwillig­e Leistungen müssen im Vorfeld mit ihm abgesproch­en werden.

„Wir werden im Laufe des Jahres für uns klären, inwieweit die kommunale Selbstverw­altung hier eine unzulässig­e Einschränk­ung seitens des Landrates erfährt“, sagt Bür- germeister Klaus Krützen. Verwundert zeigt er sich etwa darüber, dass Hans-jürgen Petrauschk­e einen Bericht zur Entwicklun­g des Gewerbegeb­iets Kapellen verlange. „Was er damit anfangen möchte, abgesehen davon, Personalka­pazitäten in der Stadt zu binden, erschließt sich mir nicht“, sagt Krützen. Und Petrauschk­es Auflage, dass die Stadt alle Investitio­nen auf ihre Notwendigk­eit überprüfen müsse, sei „eine Selbstvers­tändlichke­it“.

Bemerkensw­ert aus Sicht des Bürgermeis­ters: Bei allen „berechtigt­en Forderunge­n nach Ausgabendi­sziplin“– insbesonde­re bei den freiwillig­en Leistungen – halte es der Landrat für notwendig, die Stadt darauf hinzuweise­n, dass dies bei der Kreismusik­schule nicht gelte. Grevenbroi­ch hatte seinen Anteil auf 250.000 Euro reduziert, laut Landrat müssten 2019 aber 380.000 Euro gezahlt werden. Sollte die Stadt bei dieser Reduzierun­g bleiben, wäre das mit einer„radikalen Kürzung der Jahreswoch­enstunden für die Einwohner von Grevenbroi­ch“verbunden.

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ARCHIV-FOTO: MREU Das Schlosssta­dion kann umzäunt werden. Dort trainiert der Landrat auch gern mal selbst.

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