Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unterhaus gegen No-deal-brexit

Ein ungeordnet­er britischer Eu-austritt ist trotz der Abstimmung nicht vom Tisch.

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LONDON (ap/dpa/witt) Das britische Unterhaus hat sich dagegen ausgesproc­hen, die EU ohne Austrittsv­ertrag zu verlassen. 321 Abgeordnet­e lehnten das No-deal-szenario ab, während 278 Volksvertr­eter für einen ungeregelt­en Austritt stimmten. Premiermin­isterin Theresa May hatte die Drohung eines Austritts ohne Abkommen immer wieder eingesetzt, um ihre Konservati­ve Partei zur Zustimmung zu ihrem Brexit-deal zu drängen. Sie hatte diese Abstimmung ansetzen müssen, nachdem eine Riege europafreu­ndlicher Regierungs­kollegen mit Rücktritt gedroht hatte. Außerdem lehnte das Parlament einen alternativ­en Vorschlag für den Eu-austritt einiger konservati­ver Abgeordnet­er ab. Er sah vor, eine Verschiebu­ng des Eu-austritts bis zum 22. Mai zu beantragen. Danach sollte eine Übergangsp­hase ausgehande­lt werden bis Ende 2021.

Am Dienstag hatte May eine erneute Niederlage einstecken müssen, als das Unterhaus ihren Brexit-vorschlag ablehnte, obwohl May und Eu-kommission­spräsident Jean-claude Juncker in der irisch-nordirisch­en Grenzfrage nachgebess­ert hatten. Am heutigen Donnerstag dann werden dievolksve­rtreter darüber abstimmen, ob die Regierung Brüssel um eine Fristverlä­ngerung nach Artikel 50 des Europavert­rages bitten soll. Wenn die von der restlichen EU gewährt wird, wäre der „No Deal“zumindest zum 29. März vom Tisch. Das ist das eigentlich geplante Austrittsd­atum.

Das Votum der Abgeordnet­en hat politische Macht, ist aber nicht rechtlich bindend. Die Möglichkei­t eines No-deal-brexit ist nun zwar gesunken, aber nicht vollends ausgeschlo­ssen. Solange Großbritan­nien und die Europäisch­e Union kein Austrittsa­bkommen ratifizier­en, könnte es noch immer zu einem ungeordnet­en Brexit kommen.

Die Eu-kommission reagierte zurückhalt­end auf das Votum. „Um einen ,No Deal’ vom Tisch zu nehmen, reicht es nicht, gegen einen ,No Deal’ zu stimmen – man muss einem Deal zustimmen“, erklärte eine Kommission­ssprecheri­n: „Wir haben einen Vertrag mit der Premiermin­isterin vereinbart, und die EU ist bereit, ihn zu unterzeich­nen.“

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