Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Niederländer verbieten Luftballons
Die Plastikreste können für Tiere tödlich sein. Umweltschützer in NRW warnen ebenfalls vor der Gefahr.
DÜSSELDORF Zu Hochzeiten oder Geburtstagen steigen sie zu Hunderten in den Himmel: mit Helium gefüllte Luftballons. Daran befestigt sind meist gute Wünsche – die jedoch oft nichts Gutes bewirken. Dennvögel, Fische und andere Tiere könnten die Reste der Ballons fressen oder sich in den Schnüren verheddern. Viele von ihnen sterben dadurch.
Deshalb setzen sich niederländische Umweltschützer mit der Kampagne „Geen ballon meer in de Noordzee“für das Verbot von Luftballons ein. Mit Erfolg: In 59 Städten und Gemeinden ist das Aufsteigenlassen von Ballons inzwischen bereits komplett verboten oder nur unter Auflagen erlaubt. Das berichten mehrere niederländische Medien übereinstimmend. Auch in Nordrhein-westfalen sehen Um- weltschützer die Luftballons als Problem. „Das ist Verteilung von Müll in der Landschaft, wenn man einen Luftballon fliegen lässt“, sagt Birgit Königs, Pressesprecherin des Naturschutzbundes NRW (Nabu). Ein Verbot fordert der Nabu nicht. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn auch hierzulande Gemeinden das Aufsteigen von Luftballons untersagen. „Das heißt ja nicht, dass man mit Luftballons keinen Spaß mehr haben kann. Es muss nur im Innenraum stattfinden“, sagt Königs. Das würde sicherlich auch das Nachbarland freuen. „Wenn wir hier in NRW einen Ballon aufsteigen lassen, kann der durch Wind oder Flüsse schnell an der Küste landen“, sagt Königs.
In den Niederlanden dürfen Ballons unter anderem in den gro- ßen Städten Amsterdam, Den Haag und Utrecht nicht mehr gen Himmel steigen. Auch in Teilen von Zeeland, an vielen Küsten des Ijsselmeers oder auf den Nordseeinseln Texel und Ameland sind „Ballonoplatingen“– so der niederländische Begriff – verboten.
Viele Städte und Gemeinden haben sich erst in jüngerer Vergangenheit für den Luftballon-bann entschieden. Bei einer Abfrage der Umweltschützer von „Geen ballon meer in de Noordzee“zeigte sich, dass sich der Anteil der Städte mit Luftballon-verboten binnen eines Jahres auf 17 Prozent verdreifacht hat. Weitere 20 Prozent der Landesteile warnen vor den Gefahren, die das Ballonaufsteigen für Umwelt und Tiere bedeuten. Dort gibt es Auflagen und es drohen Strafen. Zu den betroffenen Orten zählen unter anderem die bei deutschen Urlaubern beliebten Strandregionen Katwijk, Noordwijk und Zandvoort.
Hintergrund des Verbots ist der Tod vieler Seevögel, der seit Jahren beobachtet wird. Australische Forscher haben eine Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen Luftballons und dem Sterben von Vögeln herstellt. „Ballons oder Ballonteile sind der tödlichste Müll im Meer“, schreibt Lauren Roman von der University of Tasmania.
Darin untersuchten sie und ein Forscherteam 1733 tote Vögel, die in Australien und Neuseeland geborgen wurden. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass jeder dritte davon Plastik im Magen hatte. Die Todesursache bei vielen Vögeln warenverstopfungen im Magen-darm-trakt und damit verbundene Infektionen.
„Ballons oder Ballonteile sind der tödlichste Müll im Meer“Lauren Roman University of Tasmania