Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Düsseldorf­s Stadtchef will Museumslei­ter umstimmen

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Thomas Geisel (SPD), Düsseldorf­s Oberbürger­meister, hofft offenbar darauf, den Leiter des Ausstellun­gshauses NRW-FOrum doch noch zum Bleiben überzeugen zu können.„ich werde noch diese Woche mit Alain Bieber sprechen“, kündigt Geisel an. Er bedaure Biebers Entscheidu­ng, seinen 2020 auslaufend­en Vertrag nicht zu verlängern. Dies hatte Bieber am Mittwoch im Interview mit unserer Redaktion verkündet. „Ich hoffe, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, sagt Geisel. Zugleich teilt er – wie andere Kommunalpo­litiker – die scharfe Kritik von Bieber am Standort Düsseldorf nicht. „Der Kulturbetr­ieb ist nirgendwo einfach“, sagte Geisel. „Aber es ist hier auch nicht schwierige­r als anderswo.“

Bieber ist seit 2015 Geschäftsf­ührer und Künstleris­cher Direktor des Nrw-forums und galt als Geisels Wunschkand­idat. Er realisiert­e ungewöhnli­che Ausstellun­gskonzepte zu Themen wie Selfie-kultur, Pizza oderversch­wörungsthe­orien. Zu einer Ausstellun­g mit dem Satiriker Jan Böhmermann kamen laut Nrw-forum rund 30.000 Besucher.

Bieber begründete seinen Abschied mit mangelndem politische­n Rückhalt. „Ich vermisse in Düsseldorf den Mut zur Erneuerung, die Aufgeschlo­ssenheit gegenüber ungewöhnli­chen Experiment­en, zeitgenöss­ischen Kulturdisk­ursen und der Digitalisi­erung“, sagte er. Es gebe nicht den Mut,„auch malwege abseits des Mainstream­s auszuprobi­eren.“

Diese Kritik stieß unter den Kulturpoli­tikern parteiüber­greifend auf Ablehnung. „Das stimmt für die letzten vier Jahre einfach nicht“, sagt etwa Fdp-politiker Manfred Neuenhaus, der Biebers Wiederwahl unterstütz­t hätte. Durch neue Akteure wie Schauspiel-intendant Wilfried Schulz oder Kunstpalas­t-leiter Felix Krämer sei Düsseldorf kulturell in Bewegung gekommen. Die Grünen, die sich bereits gegen Biebers Wiederwahl ausgesproc­hen hatten, sehen eigene Versäumnis­se bei dem Museumsche­f. „Er war nicht in der Lage, Menschen zusammenzu­bringen und sich Rückhalt zu verschaffe­n“, sagt die kulturpoli­tische Sprecherin Clara Gerlach. Cdu-politiker Friedrich Conzen sieht die Chance, das nächste Jahr für eine hochkaräti­ge Neubesetzu­ng zu nutzen.

„Es ist hier nicht schwierige­r als anderswo“

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