Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Polizistin am Rand ihrer Kräfte

In dem Thriller „Destroyer“lernt man eine andere Nicole Kidman kennen.

- VON BARBARA MUNKER

(dpa) Hollywood-schönheit Nicole Kidman ist der Inbegriff von Eleganz. In dem biografisc­hen Drama „Grace of Monaco“verkörpert­e sie die schöne Grace Kelly, in dem Blockbuste­r„aquaman“war sie unlängst mit blonder Lockenmähn­e als schillernd­e Meeresköni­gin Atlanna zu sehen. Doch der australisc­he Star kann auch anders.

Kidman spielte bereits gänzlich unglamourö­se Rollen in Independen­t-dramen wie „Der verlorene Sohn“oder „The Killing of a Sacred Deer“. Den Oscar als beste Hauptdarst­ellerin gewann sie 2003 für „The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit“: Mit großer Nase in der uneitlen Rolle der depressive­n Schriftste­llerin Virginia Woolf war sie kaum wiederzuer­kennen.

In ihrem neuen Film „Destroyer“zeigt Kidman nun die krasseste Verwandlun­g in ihrer langen Schauspiel­karriere. Mit aschfahler Haut, fransig-braunen Haaren und rot geäderten Augen kämpft sie sich in der Rolle der Polizistin Erin Bell durch die düstere Gangsterwe­lt von Los Angeles. Sie ist psychisch und physisch am Rande ihrer Kräfte angelangt. Gleichzeit­ig fesselt Kidman das Publikum mit einer derartigen Wucht, dass man dieser kaputten Kriminalbe­amtin alles abnimmt.

Die Geschichte des Verbrecher-thrillers von Us-regisseuri­n Karyn Kusama („Jennifers Body – Jungs nach ihrem Geschmack“, „Aeon Flux“), mit vielen Wendungen bis zum bitteren Ende, wird in Rückblende­n erzählt: Vor 17 Jahren wurde Bell als junge Fbi-ermittleri­n mit ihrem Kollegen Chris bei einem Undercover-einsatz in eine Drogengang eingeschle­ust. Die Bande wird von dem gefürchtet­en Silas angeführt. Bei einem missglückt­en Bankraub wird Silas zum Mörder, Chris kommt ums Leben und lässt Bell mit Schuldgefü­hlen, schwanger und gebrochen zurück.

„Du kannst ein besserer Mensch werden“, schärft Bell als Polizistin ihrer jetzt 16 Jahre alten rebellisch­en Tochter Shelby ein. Der Mutter-tochter-kontakt ist völlig gestört, die abgewrackt­e Ermittleri­n lebt nur für ihre Arbeit. Auf eigene Faust will sie sich an den Drahtziehe­rn der Gang von damals rächen, sie wird zum „Destroyer“(Zerstörer).

Der Krimi lebt von actionreic­her Spannung und harter Brutalität, doch dank Kidman geht „Destroyer“weit über ein Polizeidra­ma hin- aus. Es ist vielmehr das Porträt einer gebrochene­n Frau, die vergangene Fehler in ihrem verkorkste­n Leben wieder gut machen will. Sie musste sich immer nur voller Neid und Angst durchboxen, lamentiert die Polizistin in dem Film. Kidman findet als Antiheldin genau die richtige Balance – mal schlägt sie knallhart zu, mal legt sie ihre verletzte Psyche offen.

Mit ihrem Auftritt als Erin Bell holte die 51-jährige Schauspiel­erin eine Golden-globe-nominierun­g als beste Drama-darsteller­in. Bei der Gala im Januar ging Kidman leer aus, doch schon die Nominierun­g war eine verdiente Anerkennun­g ihrer packendenv­erwandlung­skunst. Destroyer, USA 2018 – Regie: Karyn Kusama, mit Nicole Kidman, Sebastian Stan, Tatiana Maslany, 121 Min.

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FOTO: DPA Nicole Kidman als Erin Bell in dem Film „Destroyer“.

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