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Vw-chef: „Ebit macht frei“

Vw-chef Diess bedauert seine Wortwahl. Der Konzern baut bis zu 7000 Stellen ab.

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WOLFSBURG (dpa) Volkswagen-chef Herbert Diess hat Manager des Konzerns mit dem Satz„ebit macht frei“auf straffe Gewinnziel­e eingeschwo­ren und sich damit Ärger eingehande­lt. Diess hatte den Ausspruch im Zusammenha­ng mit der operativen Rendite verschiede­ner Marken verwendet, diewortwah­l erinnert an den Schriftzug „Arbeit macht frei“, den die Nationalso­zialisten an den Toren mehrerer Konzentrat­ionslager angebracht hatten. Nun entschuldi­gte sich dervw-chef für den Satz, der bei einer internen Veranstalt­ung gefallen war. „Es war in keiner Weise meine Absicht, diese Aussage in einen falschen Zusammenha­ng zu setzen“, sagte Diess. „Dass diese Möglichkei­t besteht, daran habe ich in diesem Moment nicht gedacht.“

Der „Ebit“ist eine typische Steuergröß­e in Konzernen, er gibt den Gewinn vor Zinsen und Steuern an (earnings before interest and taxes). Darauf habe sich seine Aussage be- zogen, sagte Diess. „Im Konzern gibt es Marken mit unterschie­dlich hoher Rendite. Marken mit einer hohen Rendite verfügen erfahrungs­gemäß über eine höhere Entscheidu­ngsfreihei­t im Konzern“, erklärte der Manager. „Tatsächlic­h war es eine sehr unglücklic­he Wortwahl, und falls ich damit unbeabsich­tigt Gefühle verletzt haben sollte, tut mir das außerorden­tlich Leid. Dafür möchte ich mich in aller Form entschuldi­gen“, sagte Diess.

Derzeit forciert der Konzernche­f den Sparkurs unter anderem bei der Vw-kernmarkev­w Pkw und bei der Premiumtoc­hter Audi, um Spielräume für Investitio­nen in Elektromob­ilität und andere Technologi­en zu gewinnen. Bei der Kernmarke VW sollen in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen wegfallen. Mit automatisi­erten Routinearb­eiten, Materialei­nsparungen und geringerer Modellviel­falt sollen ab dem Jahr 2023 die Kosten weiter gesenkt und eine Gewinnver- besserung von 5,9 Milliarden Euro jährlich erzielt werden. Der Konzern bekräftigt­e die bis 2025 geltende Beschäftig­ungssicher­ung. Stellen sollen beim altersbedi­ngten Ausscheide­n von Mitarbeite­rn aber nicht neu besetzt werden. Betroffen ist im Wesentlich­en die Konzernzen­trale in Wolfsburg mit den Bereichen Finanzen, Beschaffun­g und Personal. In den kommenden drei Jahren sieht der bei der Kernmarke fürs Tagesgesch­äft zuständige Manager Ralf Brandstätt­er das Potenzial für wegfallend­e Stellen sogar bei rund 11.000.

Zugleich legt Volkswagen überrasche­nd den geplanten Milliarden-schweren Börsengang der Lkw-tochter Traton auf Eis. Die Volkswagen AG habe „beschlosse­n, im gegenwärti­gen Marktumfel­d bis auf Weiteres davon Abstand zu nehmen“, teilte das Unternehme­n mit. Traton besteht aus denvw-töchtern MAN und Scania sowie der brasiliani­schen Nutzfahrze­ugtochter.

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