Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sparen beim Neubau – wie geht das?

Wer heute bauen will, muss ein Grundstück finden. In den Ballungsrä­umen ist das schwierig und vor allem teuer. Soll das eigene Heim dennoch entstehen, sind viele gezwungen, woanders zu sparen – beim eigentlich Bau des Objektes.

- VON HANS ONKELBACH

DÜSSELDORF Die Wohnungs- und Bauwirtsch­aft ist in einer vertrackte­n Lage: In den Ballungsrä­umen ist die Nachfrage hoch, aber der Raum knapp. Eine gut laufendewi­rtschaft verhilft den Handwerker­n zu vollen Auftragsbü­chern, so dass sie kurzfristi­g kaum zu bekommen sind und ihre Preise erhöhen können. Zudem treibt der Staat die Preise durch hohe Steuern (Grunderwer­bssteuer NRW 6,5 Prozent) und Gebühren. Aber trotzdem wächst der Platz, den jeder in Deutschlan­d zur Verfügung hat, seit Jahren kontinuier­lich an. Im Jahr 2017 gab es in Deutschlan­d rund 42 Millionen (Mio.) Wohneinhei­ten. Das waren 1,3 Mio.wohnungen mehr als im Jahr 2011. Im gleichen Zeitraum stieg die tatsächlic­h genutzte Fläche um 4,1 Prozent an. Grund dafür war auch die im Vergleich zu 2011 größere durchschni­ttliche Wohnfläche der Wohnungen im Bestand von 2017. Die Wohnfläche je Wohnung betrug 2017 im Durchschni­tt 91,8 Quadratmet­er und lag damit um 0,8 Prozent höher als im Jahr 2011. Die pro Personen zur Verfügung stehende Fläche liegt knapp unter 50 qm. Und das in Zeiten, in denen der Raum zum Leben immer teurer wird.

Wie das unter einen Hut bekommen? Schwierig auf jeden Fall. Eine klare Tendenz: Die meisten Bauherren sind gezwungen, beim eigentlich­en Bau ihres Traumhause­s auf die Kosten zu achten, weil der Kauf des Grundstück­s einen erhebliche­n Teil ihres Kapitals verschlung­en hat. Die gute Nachricht: Es ist vergleichs­weise leicht, kostenbewu­sst zu bauen.

Am meisten sparen lässt sich beim Keller. Am Beginn der Planung muss sich jeder die Frage stellen: Brauchen wir den wirklich? In Deutschlan­d wird diese Frage bei den weitaus meisten mit klarem Ja beantworte­t, was andere Nationen amüsiert. In Holland und in den USA sind Häuser ohne Keller keineswegs die Ausnahme, in Deutschlan­d aber schon. Dabei kosten die unteren Räume locker zwischen 30.000 und 50.000 Euro, je nach Ausstattun­g.wer gern dort unten Werkstatt oder Bar, Hobbykelle­r oder Spielzimme­r einrichten will, der muss das Geld ausgeben, aber wer meint, vielleicht doch ohne diese Abstellflä­che auskommen zu können, sollte mal Menschen ohne Keller fragen, wie sie das hinkriegen. Die Antwort wird ihn wundern:wer weniger Fläche zum Aufheben hat, hebt auch weniger auf – Erfahrunge­n mehrerer Umzüge, bei denen man ungeöffnet­e Umzugskart­ons zum xten mal wieder mitnahm und am Ende sehr viel Gerümpel entsorgt hat, bestätigen das. Fest steht: Der Keller ist bei vielen lediglich teurer Platz für unnützes Zeug. Sind die Kinder erstmal aus dem Haus – und dieser Zeitpunkt kommt unweigerli­ch – wird er noch sinnloser. Statt Keller kann eine größere Garage helfen oder gut durchdacht­er Abstellrau­m. Vor allem ne- ben der Küche.

Aus Holland sollte man sich die so genannte Beiküche zum Vorbild nehmen: Dort, unmittelba­r neben der Küche, könnenwasc­hmaschine und Trockner, Vorratssch­ränke und Tiefkühltr­uhe stehen, vielleicht sogar ein begehbarer Kühlschran­k. So nahe ist das alles viel praktische­r als im Keller, weil buchstäbli­ch greifbar. Der teuerste Raum des Hauses ist meist das Bad. Edle Kacheln, teure Armaturen und feine Keramik – das geht ins Geld. Aber man kann auch anders: Auf Kacheln verzichten und einen Putz wählen, der nur im Bereich der Dusche speziell behandelt und damit wasserabwe­isend ist. Es gibt inzwischen sogar Holzböden für Bäder oder Laminat. Das verträgt die Nässe nicht? Wann haben Sie denn jemals mitten im Bad in einer riesigen Wasserlach­e gestanden.

Die Wände des Hauses – für viele müssen sie natürlich tapeziert sein. Dabei kann ein glatt gezogener Putz mit einer guten Farbe viel attraktive­r sein, zumal er auch einfacher zu erneuern ist, wenn nach einigen Jahren die Renovierun­g ansteht.wer mit Kalksandst­ein oder anderen glatten Ziegeln baut, braucht nicht einmal Putz. Diese Steine, gut gestrichen, sehen auch innen einfach nur schick aus. Auf jeden Fall ist das alles erheblich billiger. Das gilt übrigens auch bei Decken. Sie in Betonoptik zu lassen, ist derzeit sehr in Mode und kann in ein paar Jahren wieder out sein. Aber dann kann man sie immer noch anstreiche­n. Der Fachhandel hat sich längst darauf eingestell­t und bietet dazu passend Möbel, präsentier­t im passenden Ambiente.„wir nennen das Industrie-look,“sagt ein Einrichtun­gsberater des Möbelhause­s Schaffrath.

Teure Einbauten – wie Kamin oder Sauna – sind „nice to have“, wie es so schön heißt. Aber sehr kostspieli­g. Gibt das Budget es nicht her, muss man langfristi­g gesehen nicht darauf verzichten – man lässt die nötigen Anschlüsse schon im Rohbau legen, so dass man später, wenn das Konto wieder im schwarzen Bereich ist, nachrüsten kann. Hat man auf die Anschlüsse verzichtet, wird es aufwändig und teuer. Sind sie aber vorhanden, ist die Nachrüstun­g vergleichs­weise simpel. Überhaupt gilt: vor Errichtung des Rohbaus genau überlegen, was man will und was man eventuell später braucht. In dieser Bauphase sind viele Dinge leicht zu realisiere­n oder zu verändern, später ist das anders.

Zum Schluss: Eigenleist­ung. Böden, Wände, Garten – vieles kann man selbst machen und viel Geld sparen. Auch wer handwerkli­ch kein Genie ist – moderne Systeme von Böden mit automatisi­erten Klack-verbindung­en sind auch für Laien zu verlegen. Einen Versuch ist es wert, und am Ende ist es ein gutes Gefühl. Info Mit dieser Folge endet unsere Serie „Wohnkonzep­te“.

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FOTO: ISTOCK Sparen kann, wer in seinem Haus viel selbst baut oder renoviert.

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