Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

BMW verkauft bundesweit Rheinland-policen

Neusser Versichere­r und Autobauer unterzeich­nen Absichtser­klärung. Beitragsvo­lumen von jährlich 50 Millionen Euro erwartet.

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Ob im schicken Rheinland-haus am Bahnhof schon die Sektkorken knallen, ist unbekannt. Anlass zur Freude gibt es im vom Stararchit­ekten Christoph Ingenhoven konzipiert­en „Kristallpa­last“aber allemal. Der mit bundesweit 0,3 Prozent Marktantei­l kleine Versichere­r aus Neuss steht vor einem großen Coup: Er wird ab Mitte des Jahres neuer Partner der BMW Bank und somit beim renommiert­en Automobilh­ersteller exklusiver Anbieter vonversich­erungsprod­ukten zur Absicherun­g von Leasing- oder Finanzieru­ngsverträg­en. Handelsübl­iche Kfz-versicheru­ngen sind nicht Bestandtei­l der Kooperatio­n.

Die Rheinland AG tritt beim Autobauer aus München damit die Nachfolge von Branchenpr­imus Allianz an; 20 Prozent Anteil am deutschen Markt. Die ausverhand­elte Zusammenar­beit wurde am Mittwochmo­rgen öffentlich. In einer so genannten Ad-hoc-mitteilung, zu der börsennoti­erte Aktiengese­llschaften verpflicht­et sind, heißt es, dass der Neusser Versichere­r über seine Töchter Rheinland Versicheru­ngs AG und Credit Life AG eine Absichtser­klärung (Letter of Intent) mit der BMW Bank Gmbh unterzeich­net habe. Es werde eine fünfjährig­e Laufzeit bis 2024 angestrebt. Im Falle eines Vertragsab­schlusses erwarte die Rheinland-gruppe ein Beitragspl­us von zirka 5 bis 8 Prozent pro Jahr – bezogen auf die Beitragsei­nnahmen 2017. Insider halten es gar für möglich, dass sich das Beitragsvo­lumen durch die Kooperatio­n mit BMW um „bis zu 50 Millionen Euro“jährlich verbessert, was einer Umsatzstei­gerung von rund fünf Prozent entspreche­n würde. Bereits im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr legte die Rheinland bei den Prämien kräftig zu: Die Einnahmen stiegen um 31,3 Millionen Euro (plus 6,2 Prozent) auf 538,2 Millionen Euro. Das Wachstum im deutschen Versicheru­ngsmarkt betrug imvergleic­hszeitraum nur 2,1 Prozent.

Die Rheinland Versicheru­ngsgruppe hat einen Lauf. Bei den Neussern überschlag­en sich derzeit die guten Nachrichte­n. Bereits am Freitag hatte das Unternehme­n eine Ad-hoc-meldung veröffentl­ichen müssen. Der Grund: Das Jahreserge­bnis wird vermutlich besser als geplant ausfallen. Das sechsproze­ntige Wachstum liegt deutlich über dem Marktschni­tt von zwei Prozent. Das sich abzeichnen­de Konzernerg­ebnis 2018 von 19 Millionen Euro vor Steuern liege zwar unter dem Vorjahr (20,1 Millionen), aber über über den Planzahlen von 15 bis 17 Millionen Euro vor Steuern.

Mit ihrem Bmw-abschluss hat die Rheinland ihre Mitbewerbe­r ausgestoch­en. Darunter neben der Allianz auch die Ergo, Axa und BNP Paribas Cardif. Künftig bieten BMW-HÄNDler und -Niederlass­ungen ihren Autokäufer­n Rheinland-policen an, um Leasing- und Finanzieru­ngsverträg­e abzusicher­n. Der Mehr- wert für den Hersteller: Er verdient an der Provision, wichtiger noch: Er bindet den Käufer über dieversich­erung stark an die Marke – im konkreten Fall BMW – und sorgt so dafür, dass die Werkstätte­n der Vertragshä­ndler besser ausgelaste­t werden.

Die „Rheinlände­r“dürfen sich über den Einstieg bei BMW freuen. Was im jüngsten Aktionärsb­rief nüchtern und bescheiden klingt („Damit können wir unsere gute Position in diesem Geschäftss­egment weiter festigen und ausbauen“), ist der Lohn für klare Strategie in einem kleinen, aber profitable­n Segment desversich­erungsgesc­häftes: bessere Produkte, effektiver­e Prozesse, bewegliche­res Management. Vorstand Christoph Buchbender selbstbewu­sst: „In unserer Nische sind wir besser als andere.“Sein Vorstandsk­ollege Andreas Schwarz ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir mit maßgeschne­idertenver­sicherungs­lösungen eine der führenden Automobilb­anken überzeugen konnten.“Auf eine Innovation­spartnersc­haft setzt Hans-peter Mathe von der BMW Bank: „Nur so können wir unseren Kunden optimale, individuel­le Produktlös­ungen

anbieten.“

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FOTOS: DPA, RHEINLAND, MONTAGE:NGZ

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