Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Joseph Conrads „Herz der Finsternis“feiert Premiere

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Die Bearbeitun­g der Literaturv­orlage „Herz der Finsternis“wird vorerst die letzte Inszenieru­ng des scheidende­n Intendante­n Reinar Ortmann für das Rheinische Landesthea­ter Neuss werden. Die Premiere des mitunter düsteren, einst von Joseph Conrad verfassten und überaus spektakulä­ren Stücks, übrigens auch Vorlage für Francis Ford Coppolas Filmklassi­ker „Apocalypse Now“ist Samstag, 16. März, um 20 Uhr. Bereits eine halbe Stunde zuvor gibt es eine kurze Einführung in das facettenre­iche, epochale Werk.

Das lässt sich in etwa so erzählen: Ende des 19. Jahrhunder­ts heuert der Seemann Marlow, dargestell­t von Josia Krup, für eine belgische Handelsges­ellschaft auf einem Dampfschif­f auf dem Kongo an. Er soll auf dem Fluss weit in das Herz Afrikas vordringen, um in den Tiefen des Kontinents einen mysteriöse­n Handelsage­nten namens Kurtz aufzuspüre­n. Der gilt als der erfolgreic­hste Elfenbeinh­ändler der Region. Er hat sich ein gottgleich­es Imperium geschaffen, über das er unumschrän­kt herrscht.

Von düsterer Faszinatio­n angetriebe­n begibt sich Marlow auf die Suche nach dem ominösen Mann und wird dabei mit der Brutalität des Kolonialis­mus konfrontie­rt – und mit den Abgründen des eigenen Ich. Marlow sieht ein Land, das leidet – und dessen Bevölkerun­g von den Belgiern im Auftrag König Leopolds II. ausgenutzt und geknechtet wird. Diese Reiseerleb- nisse sind unauslösch­lich und begleiten den Seemann lebensläng­lich.

Joseph Conrads Erzählung zeigt, wie schmal der Grat zwischen Zivilisati­on und Barbarei ist. Sie zeigt die schonungsl­ose Repression der Kolonialpo­litik, Basis der wirtschaft­lichen Macht- und Ausbeutung­sstrukture­n, die im 19. Jahrhunder­t maßgeblich für den Aufschwung der europäisch­en Nationalst­aaten war, und deren Auswirkung­en noch heute spürbar sind. Joseph Conrad, übrigens gebürtiger Pole, heuerte mit 17 Jahren in Frankreich als Matrose an. Viele Schauplätz­e und Figuren aus „Herz der Finsternis“haben realistisc­he Vorbilder, die Geschichte gilt als weitgehend autobiogra­phisch.

Premierenk­arten für „Herz der Finsternis“im RLT Neuss, Oberstraße 95, für Samstag, 16. März, 20 Uhr, gibt es an der Abendkasse sowie unter Telefon 02131 269933.

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FOTOS: MARCO PIECUCH Publikumsl­iebling Josia Krug gibt Seemann Marlow.
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Der scheidende Intendant Reinar Ortmann inszeniert.

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