Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Milch ist billiger als Mineralwas­ser“

Stefan Schwengers, Vorsitzend­er des Kreis-rindviehzu­chtvereins, über Milchpreis­e und die Dürre 2018.

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RHEIN-KREIS (klni) Stefan Schwengers ist sauer. „Die Wertschätz­ung unserer Arbeit kommt in der Öffentlich­keit viel zu kurz“, beklagt der Milchviehh­alter aus Kaarst-vorst. Mit seinen 150 Holstein-kühen und als Vorsitzend­er des Kreis-rindviehzu­chtvereins ist er doppelt legitimier­t, für seine Branche zu sprechen: „Wenn wir sehen, dass Milch im Regal billiger ist als Mineralwas­ser, dann tut das sehr weh.“Heute gibt es im Rhein-kreis noch 21 Milchbauer­n. Das Ende der Fahnenstan­ge ist damit sicher noch nicht erreicht. Schon allein der ständig sinkende Milchpreis wird dafür sorgen.

Diese triste Lage wird mit nüchternen Fakten unterlegt. „Stark schwankend­e Märkte sind für Milch und Milchprodu­kte mittlerwei­le Normalität“, konstatier­te Rudolf Schmitz kürzlich. Der Geschäftsf­ührer der Landesvere­inigung der Milchwirts­chaft Nordrhein-westfa- len sagte: „Landesweit hat sich die Anzahl der Milchkuhha­lter auf 5631 reduziert, leicht gesunken ist auch die Gesamtzahl der Milchkühe auf 409.449. Die durchschni­ttliche Kuhzahl je Betrieb in NRW beträgt 73.“

Auch zur Ertragssit­uation in diesem landwirtsc­haftlichen Betriebszw­eig gibt es klare Aussagen, zumindest bis Oktober 2018 galt: Der Auszahlung­spreis an die Milcherzeu­ger lag mit 32,86 Cent pro Ki- logramm um 1,71 Cent unter dem Preis des Vorjahrs. Stabiler ging es mit durchschni­ttlich 46,67 Cent pro Kilogramm bei der Biomilcher­zeugung zu. In dieser Nische ermäßigte sich der Erlös pro Liter lediglich um 1,2 Cent.

Hans Stöcker ist bekannt dafür, dass er nicht um den heißen Brei herumredet. „Hierzuland­e ist 2019 weniger Milch zu erwarten“, prognostiz­iert der Rheinische Vorsit- zende der LV Milch. Schließlic­h wachse der Welthandel mit Milch und Milchprodu­kten und befeuert die unsicheren, meist sinkenden Preise nicht gerade die Intensivie­rung.

Tierwohl, Lebensmitt­elsicherhe­it und Transparen­z als Treiber für die Veränderun­g? Da wird Stefan Schwengers sehr aufmerksam. Allein die Dürre im vergangene­n Jahr, argumentie­rt der Praktiker, der sich und seinen Berufskoll­egen den höchsten fachlichen Standard attestiert, habe das betrieblic­he Rechnungsw­esen schwer getroffen. Lediglich 70 Prozent des nötigen Futters sei geerntet worden.was an Silomais und Heu fehlte, musste er teuer zukaufen.

Wenn auskömmlic­he Milchpreis­e, ab Hof wohlbemerk­t, ausblieben, werde es in zehn Jahren im Kreis nur noch sechs bis acht Milchbetri­ebe geben. Optimismus klingt wirklich anders.

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FOTO: DPA Noch gibt es im Rhein-kreis 21 Höfe mit Milchkühen. Wenn die Preise nicht steigen, werde es in zehn Jahren nur noch sechs bis acht geben, prophezeit Stefan Schwengers.

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