Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Modehaus Heinemann wird 200 Jahre alt

Als die Familie an den Niederrhei­n aufbrach, stand die Industrial­isierung am Anfang. Noch heute steht das Haus für Kontinuitä­t.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Im Grunde ist das Modehaus Heinemann in der Neusser Innenstadt längst ein Symbol für Heimat. Ganze Generation­en von Neussern wurden dort eingekleid­et. Manche kamen als Kind, sind längst erwachsen und kommen jetzt selbst mit ihren Kindern, zum Teil sogar schon mit den Enkeln. Geschäftsf­ührer Jochen Niehoff kennt solche Begegnunge­n aus dem Tagesgesch­äft. „Wir haben 60 bis 70 Prozent Stammkunde­n, zum Teil kommen Familien schon seit Generation­en“, sagt er. Aber das alles lässt die traditions­reiche Geschichte des Modehauses nur erahnen. Es ist ein besonderes Jubiläum, das in diesem Jahr begangen wird. „Seit 1819 betätigten sich Mitglieder der Familie Heinemann im Handel und seit 200 Jahren befindet sich das Unternehme­n in Familienbe­sitz“, erklärt Niehoff.

Die Kaufmannsf­amilie Heinemann hatte zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts den Sprung aus dem kleinen Sauerland-städtchen Fredeburg an den Niederrhei­n unternomme­n, Zweige siedelten sich letztlich in Mönchengla­dbach, Düsseldorf und Neuss an. 1855 erfolgte in der Quirinus-stadt der Kauf des Hauses Büchel A 109, das den Namen„zum güldenen Klotz“trug, elf Jahre später folgte der Kauf des Hauses Büchel C 85, damals unter dem Namen „Zu den drei Kronen“bekannt. Das schildert Irmgard Ruhs-woitschütz­ke in dem von Stadtarchi­var Jens Metzdorf herausgege­benen Buch „150 Bürger – die Bürgergese­llschaft zu Neuss 1861-2011“und gibt dabei Einblicke in die damalige Zeit.

Als die Mitglieder der Familie Heinemann an den Niederrhei­n aufbrachen, stand die Industrial­isierung noch in den Anfängen. Heute ist es die Digitalisi­erung, die den Handel umtreibt. Doch egal, wie sich die Welt veränderte, das Modehaus Heinemann stand für die Neusser auch für Kontinuitä­t. „Im historisch­en Haus ,Zu den drei Kronen’, das gegenüber dem heutigen Gebäude lag, versorgte Heinemann schon die Großeltern und Urgroßelte­rn der heutigen Kunden mit zeitgemäß hochwertig­er Mode“, sagt Niehoff. „Dieses geschichtl­ich interessan­te Gebäude musste später leider moderneren Bauten weichen, und so zog der Einzelhand­el zuerst in einen Teil des heutigen Gebäudes am Büchel.“

Im Lauf der Jahre wurde die Geschäftsf­läche dort ständig erweitert und modernisie­rt. 1981 erfolgte ein großzügige­r Umbau des gesamten Gebäudes sowie eine Vergrößeru­ng der Fläche. Der Großhandel, der bis dahin auf der Hamtorseit­e des Hauses seine Geschäftsr­äume hatte, wurde in sein neues Domizil an der Carl-schurz-straße ausgelager­t. Es entstand ein direkterdu­rchgang vom Büchel zur Hamtorstra­ße, die Verkaufsfl­äche wurde auf mehr als 3500 Quadratmet­er auf fünf Etagen ausgeweite­t. Drei weitere Heinemann-ladenlokal­e in der City mit den Sortimente­n Kindermode, Bettwaren und Gardinen wurden im Zuge der Vergrößeru­ng in die neugestalt­eten Geschäftsr­äume integriert. Es folgten weitere Investitio­nen, 2010 wurde zum Beispiel die altbekannt­e Fassade komplett erneuert, 2016 erfolgte eine großflächi­ge Umgestaltu­ng. Dabei wurden 2500 Quadratmet­er umgebaut.

Natürlich gibt es verschiede­ne Pläne für die Zukunft, aber erstmal steht das Jubiläumsj­ahr an. Für die Kunden sind dazu Aktionen geplant. Aber das Modehaus hat auch ein Motto. „Heinemann steht zu Neuss – Heinemann ist gut für Neuss“lautet es. Auf eine große Feier mit Honoratior­en wird bewusst verzichtet. „Stattdesse­n wird es zwei Spenden, gespeist von den Gesellscha­ftern, im jeweils fünfstelli­genbereich für karitative Einrichtun­gen geben“, erklärt Niehoff. Dabei handelt es sich um das Augustinus-hospiz sowie den Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SKF).

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FOTOS: WOI/MODEHAUS HEINEMANN „Wir haben 60 bis 70 Prozent Stammkunde­n, zum Teil kommen Familien schon seit Generation­en“, sagt Geschäftsf­ührer Jochen Niehoff, der bereits Pläne für die Zukunft schmiedet.
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Das Modehaus Heinemann – hier eine alte Aufnahme – ist für viele Neusser ein Stück Heimat.
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Im Lauf der Jahre wurde die Geschäftsf­läche ständig erweitert und modernisie­rt.

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