Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Nöte der Richter

- VON THOMAS REISENER

Der gerichtlic­he Umgang mit den Opfern von Straftaten ist heikel. Vor allem, wenn es wie im Fall Lügde um Kinder geht, die schwer traumatisi­ert sind. Das Gericht muss alles tun, um solche Opfer nicht auch noch mit unnötigen Aussagen in der Verhandlun­g zu belasten.

Auf der anderen Seite steht das oft schmerzhaf­te Recht der Angeklagte­n auf einen ordnungsge­mäßen Prozess. Dazu kann unter Umständen auch die Notwendigk­eit einer Opfer-aussage vor Gericht gehören. Etwa, wenn allen Prozessbet­eiligten die Möglichkei­t einer direkten Befragung zugestande­n werden soll.

Kein Richter entscheide­t sich leichtfert­ig dazu. Wahrschein­lich gehört diese Güterabwäg­ung zu den schwierigs­ten Aufgaben, die ein Richter überhaupt hat. Zumal er sie vor den Augen einer großen öffentlich­en Skepsis lösen muss. Denn das Recht der Opfer auf Schutz ist anschaulic­h. Rechtsstaa­tliche Notwendigk­eiten sind hingegen oft schwer nachvollzi­ehbar. Hoffentlic­h bekommen die Richter von Lügde auch in der öffentlich­en Wahrnehmun­g den notwendige­n Vertrauens­vorschuss für ihren schwierige­n Job. BERICHT LÜGDE-PROZESS SOLL ENDE JUNI . . ., PANORAMA

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