Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schluss ist, wenn der Schiri pfeift

In der Bundesliga gibt es Teams, die durch die Nachspielz­eit eine Halbzeit länger gespielt haben als andere Klubs.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Ein Spiel dauert 90 Minuten – und am Ende wird doch gespielt, bis der Schiedsric­hter abpfeift. Denn die alte Floskel trifft schon lange nicht mehr zu. Auch wenn die Uhr in so manchem Stadion immer noch bei Minute 90 stehen bleibt. In fast jedem Spiel in der Bundesliga kommen am Ende ein paar Minuten oben drauf. Verletzung­sunterbrec­hungen, Tore, Diskussion­en, Videobewei­s, Zeitspiel. Die Liste ist lang mit Gründen, für die die Schiedsric­hter Nachspielz­eit ansetzen – auch schon am Ende der ersten Halbzeit. So kommen dann gerne auch mal 95 bis 100 Minuten tatsächlic­he Spielzeit zusammen. Gibt es Teams, die in der Saison 2018/19 besonders oft lange nachsitzen mussten? Und gibt es Kurzarbeit­er? Wir haben die Nachspielz­eiten aller Bundesliga-partien der Saison erhoben.

Das sind die Nachspielz­eit-meister der Liga

Die Nachspielz­eiten schwanken in der Bundesliga stark – zwischen null und elf Minuten lag die Spanne in dieser Saison. Und so kommt es dann, dass Werder Bremen und Schalke eine ganze Stunde mehr Bundesliga gespielt haben als Stuttgart. Mit 211 Extra-minuten führen die Bremer die Tabelle der Teams mit der meisten Nachspielz­eit an – dicht gefolgt von Schalke 04 mit 210 und Hoffenheim mit 209 Minuten. Die Stuttgarte­r sind mit 170 Minuten das Schlusslic­ht, knapp vor RB Leipzig (172 Minuten).

So manche Leistung des Tabellen 15. Schalke war in dieser Saison tatsächlic­h nachsitz-würdig. Die langen Nachspielz­eiten lagen aber vor allem an vielen Unterbrech­ungen durch Fouls und Karten. Zweimal gab es zehn Minuten oben drauf für S04, darunter das Derby am 31. Spieltag gegen den BVB (insgesamt 207 Minuten Nachspielz­eit). In dem Spiel gab es zwei Rote Karten für die Dortmunder und einen Elfmeter für Schalke, dazu zahlreiche Diskussion­en zwischen Spielern und Schiedsric­hter. Solche Diskussion­en veranlasst­en auch Schiedsric­hter Tobiaswelz dazu, am achten Spieltag beim 0:0 der Leipziger beim FC Augsburg zehn Minuten mehr spielen zu lassen. Der Videobewei­s führte schon in der Anfangspha­se zu einer fast vierminüti­gen Unterbrech­ung. So ging es auch anderen Teams in dieser Saison immer wieder: Der Schiedsric­hter schaut sich eine Szene auf dem Bildschirm an, entscheide­t Minuten später. Die verlorene Zeit wird nachgeholt.

So viel länger spielt jedes Team in der Saison

Und so kommt zum Ende der Saison eine beträchtli­che Summe an nachgespie­lten Minuten zusammen. Etwas mehr als zwei komplette Spiele standen die 18 Bundesligi­sten vom ersten bis zum 33. Spieltag im Durchschni­tt zusätzlich zur regulären Spielzeit auf dem Platz: fast 193 Minuten. Das sind knapp sechs Minuten Nachspielz­eit pro Spiel. Die Fans in den Stadien und vor den Tv-bildschirm­en dürften sich darüber freuen. Bedeutet das doch im besten Fall auch sechs Minuten mehr Spannung, Drama oder sogar Tore. Für die Spieler bedeutet das zwar einige Minuten länger kämpfen, länger konzentrie­ren und weiter laufen. Körperlich überforder­n dürften die Nachspielz­eiten aber keinen Bundesliga-profi. Die Nachspielz­eiten halten sich in der Liga noch in einem Rahmen, der in Sachen Spieler-fitness Chancengle­ichheit gewährleis­tet.

Saison-rekord für Schalke und Frankfurt

101 Minuten standen die Schalker am 28. Spieltag bei der 1:2-Niederlage gegen Frankfurt (insgesamt 203 Minuten nachgespie­lt) auf dem Feld. Rekord in dieser Saison. Vier Minuten plus waren in der Veltins Arena angezeigt worden. Am Ende wurden es neun Minuten, weil in der hitzigen Partie noch zweimal der Videoschie­dsrichter eingriff und es in der Folge in der 99. Minute einen Elfmeter für Frankfurt gab. Zwei Minuten waren bereits nach der ersten Hälfte nachgespie­lt worden.

So viel Dramatik gab es freilich nicht in jeder Nachspielz­eit. Dennoch bietet sie jedes Mal die Chance, ein Spiel doch noch zu gewinnen oder zumindest den Ausgleich zu schaffen. Ärgerlich für das Team, das dadurch Punkte verliert. Gut für den, der profitiert. Es liegt also in der Natur der Sache, dass eine lange Nachspielz­eit von den Fußballern und Trainern mal als gut und mal als völlig überzogen empfunden wird.

Borussia Dortmund ist der Meister der Nachspielz­eit-tore

In Sachen Tore hat Borussia Dortmund am meisten von der Nachspielz­eit profitiert. Neun der insgesamt 79 Treffer des BVB fielen nach der 90. Minute. Stuttgart traf nur ein einziges Mal in der Nachspielz­eit. Augsburg und Leipzig trafen nie nach Minute 90, dafür jeweils zweimal in der Nachspielz­eit nach Halbzeit eins. Fortuna Düsseldorf, die mit 183 Minuten relativ wenig nachspielt­e, nutzte das immerhin für fünf Tore. Borussia Mönchengla­dbach traf in ebenfalls 183 Minuten-nachspielz­eit nur dreimal. Insgesamt fielen 61 der insgesamt 932 Liga-tore nach der 45. oder 90. Minute. In der Vorsaison waren es nach 34 Spieltagen 59 von 855 Toren.

Wenn alles klar scheint, wird weniger nachgespie­lt

Auffällig ist, dass bei Spielen, die kurz vor Ende der regulären Zeit deutlich entschiede­n scheinen, oft weniger nachgespie­lt wird. Das bekam auch dervfb Stuttgart als Schlusslic­ht der Nachspielz­eit-tabelle einige Male zu spüren. Auch der FC Bayern München und Borussia Mönchengla­dbach liegen im unteren Drittel bei dieser Wertung. Alle drei Teams haben einige Partien mit deutlichem Vorsprung gewonnen beziehungs­weise verloren. Im Spiel Bayern gegen Stuttgart am zweiten Spieltag gab es nur eine Minute zusätzlich. Die Bayern führten da souverän 3:0. Die Gladbacher durften beim 4:0-Sieg gegen Mainz nach insgesamt 93 Minuten vom Platz und die Stuttgarte­r wurden beim 0:6-Desaster gegen Augsburg nach nur zwei Minuten Nachspielz­eit erlöst. Bei Nürnbergs 0:7-Pleite in Dortmund am fünften Spieltag gab es gar keinen Zuschlag. Am 20. Spieltag gab der Schiedsric­hter beim 1:1 der Nürnberger gegenwerde­r Bremen dafür insgesamt zehn Minuten Nachspielz­eit. Und auch beim knappen 2:1 der Dortmunder am 15. Spieltag gegen Bremen gab es zehn Minuten mehr Spielzeit.

Die Kurzarbeit­er der Liga

Bei Partien des VFB Stuttgart und von RB Leipzig können sich die Fans auf besonders wenig Extra-fußball einstellen. Die Schwaben, die in der Relegation gegen den Abstieg spielen müssen, wurden von den Unparteiis­chen mit besonders wenig Überstunde­n bedacht: 170 Minuten gab es für den Tabellen 16. bisher oben drauf. Nur zwei Minuten mehr gönnten die Schiedsric­hter den Leipzigern. Dann folgen im unteren Drittel der Nachspielz­eit-tabelle bereits Bayern München, Borussia Mönchengla­dbach und Fortuna Düsseldorf mit jeweils 183 Minuten.

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