Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das bedeutet der Abstieg für den MSV Duisburg

Nach dem verpassten Klassenerh­alt in der 2. Liga arbeitet der Klub an einer besseren Zukunft. Er muss mit wenig Geld einen Kader zusammenst­ellen.

- VON PASCAL BIEDENWEG

DÜSSELDORF Man stelle sich vor, Fußball wäre für die Fans des MSV Duisburg einwunschk­onzert. Dann wäre der eigene Klub im Kampf um den Klassenerh­alt noch voll dabei und hätte in der letzten Saisonpart­ie beim Hamburger SV ein echtes Endspiel. In der Realität sieht das gänzlich anders aus. Nach dem vergangene­n Wochenende steht fest: Der MSV ist erneut in die 3. Liga abgestiege­n. Nun müssen die Duisburger schnell die Weichen für die Zukunft stellen. Was lief falsch? Wo besteht Hoffnung? Wie sieht es auf finanziell­er Ebene aus? Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Was bedeutet der Abstieg für die Verantwort­lichen?

Msv-präsident Ingo Wald stellte sich unmittelba­r nach dem feststehen­den Abstieg sowohl hinter Sportdirek­tor Ivo Grlic als auch hinter Trainer Torsten Lieberknec­ht. Stattdesse­n suchte er die Schuld lieber bei Anderen. Die Mannschaft sei zu Beginn der Saison nicht ganz fit gewesen, sagte er. Ein deutlicher Wink in Richtung Ex-übungsleit­er Ilia Gruev. Der Deutsch-bulgare wurde allerdings nach dem achten Spieltag beurlaubt. Da sei die Frage erlaubt, was der MSV im Wintertrai­ningslager in Portugal getrieben hat? Festzuhalt­en bleibt, dass Duisburg in der Rückrunden­tabelle den letzten Platz belegt. Bei aller Nibelungen­treue dürfen die Hauptveran­twortliche­n für die Misere klar beim Namen genannt werden. Da gibt es den Manager, der den Kader zusammenge­stellt hat. Den Trainer, der es nicht geschafft hat, eine echte Einheit aus dieser Mannschaft zu formen. Und die Spieler, die über eine ganze Saison nicht ihr Potenzial ausschöpfe­n konnten. Dennoch werden auch in der kommenden Spielzeit dieselben Personen die Geschicke beim MSV leiten. „Ivo Grlic und Torsten Lieberknec­ht sind und bleiben unsere sportlich Verantwort­lichen“, sagte Wald abschließe­nd.

Was bedeutet der Abstieg für den finanziell angeschlag­enen Klub?

Der MSV ist seit langer Zeit chronisch klamm. Vor sechs Jahren entzog das Dfb-schiedsger­icht den Meideriche­rn die Lizenz, der Zwangsabst­ieg war die Folge. Davon hat sich der Klub nie so wirklich erholt, Wald betont seitdem gebetsmühl­enartig, dass Spielzeite­n in der 3. Liga einem Horror-szenario nahe kämen und ein Tod auf Raten seien. Dem Vernehmen nach fehlen dem MSV für die kommende Saison drei Millionen Euro im Etat. Der DFB will den Zebras die Drittligal­izenz nur erteilen, wenn es den Verantwort­lichen gelingt, diese Lücke fristgerec­ht zu schließen. Laut Wald gibt es aber leisen Grund zur Hoffnung. Hauptspons­or Schauinsla­ndreisen bleibe an Bord. „Ich bin vorsichtig optimistis­ch“, sagte Wald. Bis zum 28. Mai muss der Klub die Bedingunge­n des DFB erfüllen.

Gibt es Hoffnung für die Fans?

Noch sind wenige Hoffnungss­chimmer am Horizont zu erkennen. Dem MSV droht ein gewaltiger Umbruch beim Spielerper­sonal. Zwölf Verträge laufen ohnehin aus, einige Kontrakte gelten nur für die 2. Bundesliga. Es muss also nahezu ein kompletter Kader neu zusammenge­stellt werden. In Verbindung mit den sehr schlichten finanziell­en Mitteln erwartet Manager Grlic und Trainer Lieberknec­ht eine Mammutaufg­abe. Immerhin: In den vergangene­n Spielen hat bereits Eigengewäc­hs Lukas Daschner auf sich aufmerksam gemacht. Für den MSV kann der Weg zurück in die Zweitklass­igkeit nur über die eigene Jugend gehen.

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FOTO: DPA Die Duisburger stehen enttäuscht auf dem Spielfeld.

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