Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das Leben eines deutsch-französischen Kabarettisten
Dieses mal ohne sein berühmtes Kuschelmikrofon: Emmanuel Peterfalvi (“Alfons“) erzählte im RLT die Geschichte seiner Deutschwerdung.
NEUSS Bei seinem letzten Besuch des Rheinischen Landestheaters Neuss (RLT) hatte Emmanuel Peterfalvi (52), besser bekannt als TV-REporter Alfons mit seiner orangefarbenen Trainingsjacke, noch sein berühmtes Kuschelmikrofon dabei. Darauf verzichtete er jetzt in seinem neuen Programm „Alfons – jetzt noch deutscherer“. Beinahe wäre der ausverkaufte Abend im RLT ausgefallen, denn seine musikalische Begleiterin Julia Schilinski war erkrankt. Weil Peterfalvis Programm ohne Musik gar nicht geht und er „meine Freunde in Neuss“nicht sitzen lassen wollte, hatte er mit dem Pianisten Lorenz adäquaten Ersatz mitgebracht, der die Texte genau kannte und sie mit passenden oder auch überraschenden Klavierillustrationen begleitete.
Das Programm erzählt die Geschichte seiner Deutschwerdung, denn seit dem 3. November 2017 hat der in Paris geborene Kabarettist neben seinem französischen auch einen deutschen Pass. Um seine Einbürgerung zu erklären, musste der Franzose weit ausholen. Ihm selbst bereitete dies zuerst viel Kopfzerbrechen, seinen Freunden war das alles sehr suspekt. „Deutsche sind diszipliniert, pünktlich, effizient, Franzosen sind normal!“Diesen Widerspruch in sich wollte er aushalten? Eine große Rolle im Leben des jungen Emmanuel spielt seine „grand’mére“: Die Großmutter Ericawahl nannte ihn nur„petite tete“(kleiner Kopf), lehrte ihn aber, die Deutschen zu lieben. Und das, obwohl ihr Vater, „le patron“, von Franzosen verhaftet und von den Nazis „durch den Kamin geschickt wurde“. Ihr Großmut ging so weit, das der Kz-aufseher Karl-heinz später zu ihrem Freundeskreis gehörte.
Die Mischung aus wahrer Geschichte mit Tiefgang und Kabarett kam beim Publikum außerordentlich gut an, auch deshalb, weil Akzent und Sprachmelodie Sympathie geradezu fordern. Die deutsch-französische Freundschaft ist ein Plädoyer für ganz Europa:„es ist ein Experiment, aber von mir aus dürfen wir dieses Experiment noch lange laufen lassen.“Zustimmend starker Applaus im Publikum.schließlich waren auch seine Freunde mit seiner Einbürgerung einverstanden: „Du hast Deinen Platz in Deutschland verdient, hoffentlich hast Du ihn mit einem Handtuch reserviert.“
Tatsächlich hat Alfons die Deutschen derart lieben gelernt, dass er in Hamburg in einem Reihenhaus lebt und Adac-mitglied ist. Im Rheinischen Landestheater beschloss Alfons seine wunderbare Lebensgeschichte mit dem in Frankreich sehr bekannten Chanson „Göttingen“der französischen Sängerin Barbara, in dem es heißt: „Lasst jene Zeit nie wiederkehren, wenn Blut und Hass die Welt zerstören.“