Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kalenderblatt 16. Mai 1974
Als Bundeskanzler musste Helmut Schmidt Deutschland durch eine unruhige Zeit führen. Nachdemwilly Brandt in Folge der Guillaume-affäre zurückgetreten war, wurde Schmidt am 16. Mai 1974 an die Spitze der sozial-liberalen Regierung gewählt. Zuvor war der Spd-politiker unter Brandt zunächst Verteidigungs-, später Finanzminister gewesen. Der Beginn seiner Kanzlerschaft stand im Schatten der Ölkrise, die sich zur Weltwirtschaftskrise ausgeweitet hatte. Ab 1977 wurde Schmidt mit dem Terror der Roten Armee Fraktion konfrontiert. Die Morde an Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, DresdnerBank-chef Jürgen Ponto und Generalbundesanwalt Siegfried Buback fielen ebenso in seine Amtszeit wie die Entführung des Lufthansa-flugzeugs „Landshut“. Schmidt prägte in jener Zeit die Vorstellung von einem Staat, der sich nicht erpressen lassen darf, und erklärte: „Der Staat muss darauf mit aller notwendigen Härte antworten“. Die dritte Krise seiner Amtszeit betraf den so genannten Nato-doppelbeschluss. Schmidt befürwortete die Aufrüstung, in seiner eigenen Partei und in der Bevölkerung kam es zu Protesten. Das Ende seiner Kanzlerschaft führte jedoch ein anderer Konflikt herbei: 1982 stritten SPD und FDP über Fragen der Wirtschaftspolitik. Die Fdp-minister traten zurück, Schmidt wurde durch ein konstruktives Misstrauensvotum abgewählt. Sein Nachfolger wurde Helmut Kohl (CDU).