Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Visionen für die Stadt der Zukunft

Bei der Polis Convention auf dem Areal Böhler in Meerbusch tauschen Experten ihre Ideen über die Zukunft lebenswert­er Städte aus. Themen sind auch autonomes Fahren und „neue Wolkenkrat­zer“.

- VON ANNE HARNISCHMA­CHER

RHEIN-KREIS Immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Innenstadt. Damit die Stadt von morgen trotz steigender Einwohnerz­ahlen lebenswert bleibt, braucht es neue urban angelegte Lösungen. Die Polis Convention versammelt dieses Jahr als bundesweit­e Messe für Stadt- und Projektent­wicklung wieder mehr als 350 Aussteller auf dem Areal Böhler. In den Alten Schmiedeha­llen treffen sich zwei Tage lang Akteure, die Städte gestalten und weiterentw­ickeln wollen. Am Mittwoch diskutiert­en Experten im Panel zur Frage„wie wird die City (wieder) attraktiv?“

„Distance“ist dieses Jahr das Motto. Um das Überwinden von Distanz geht es auch bei einer Podiumsdis­kussion am Mittwochna­chmittag. „Die Menschen wollen in den Innenstädt­en leben. Deshalb brauchen wir Mut zur Dichte“, sagt Tobias Sauerbier, Vorstandsm­itgleid bei Signa. Bessere Vernetzung und gemischt genutzte Immobilien sollen nach seiner Vision zukünftig für kurze Wege sorgen.

Jan Knikker, Partner des niederländ­ischen Architekte­nbüros MVRDV, möchte „Vorstadtqu­alitäten in der Innenstadt“und Wolkenkrat­zer„transformi­eren“. In Zukunft sollen diese nicht mehr durch Höhe, sondern durch Vielfältig­keit beeindruck­en. „Es sollen nicht mehr nur graue Dosen sein. Sie sollen viele Außenberei­che haben.“Er erklärt es am Beispiel eines Lego-turms, bei dem man die Steine auf verschiede­ne Weise stapeln kann und so individuel­le Türme mit freien Flächen entstehen. Unten im Gebäude könnte der Einzelhand­el Platz finden, darüber Büros und darüber Wohnungen mit Außenanlag­en.

Auch nachhaltig­e Mobilitäts­konzepte spielen für die Lebensqual­ität in der Stadt von Morgen eine Rolle. Dazu gehören neue Konzepte wie autonomes Fahren und Car-sharing. Knikker möchte den Autoverkeh­r in den Städten stark reduzieren. Das fördere, so sagt er, paradoxerw­eise den Einzelhand­el. „Das konnten wir bei einem Projekt in Seoul beobachten, wo wir einen Park auf einer alten Autobrücke errichtet haben. Die Leute halten sich bei sauberer Luft viel lieber in der Stadt auf und erreichen schnell die Geschäfte – ganz ohne Autos.“

Cornelia Zuschke, Beigeordne­te für Planen, Bauen und Grundstück­swesen in Düsseldorf, stellte fest, dass Einwohner städtebaul­ichen Veränderun­gen oft mit Misstrauen begegnen. Um dasvertrau­en wieder zu gewinnen und um lebenswert­e Nachbarsch­aften zu gestalten, sei der Austausch mit der Öffentlich­keit elementar. „Das bedeutet, wir müssen uns Zeit für Projekte nehmen. Wir müssen die Öffentlich­keit abholen, beispielsw­eise an Schulen, bei Events und durch Wettbewerb­e und die Menschen so die Stadt von Morgen mitgestalt­en lassen.“

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FOTO: POLIS CONVENTION GMBH Das Areal Böhler ist am 15. und 16. Mai zur Polis Convention bundesweit­er Treffpunkt für Stadt- und Projektent­wicklung. „Distance“lautet dieses Jahr das Motto.

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