Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Keyboarder rettete Frontsänge­r das Leben

Die Kaarster Band „The Mors“gründete sich im November 2018 neu. Zwei Tage nach dem ersten Auftritt erlitt Sänger Mo Schmitz einen Herzstills­tand. Carsten Ager rettete ihm das Leben – und stieg als Keyboarder ein.

- VON ELISABETH KELDENICH

Kaarstnove­mber 2018: Diekaarste­r Cover-rockband „The Mors“hat sich im Oktober nach dem Absprung mehrerermi­tglieder neu gegründet und tritt vier Wochen später das erste Mal imbebop auf. Es ist der Geburtstag von Dieter Güsgen, der als Drummer in der Band mitspielt. Zwar fehlt da noch immer ein Keyboarder, aber diesen Part übernimmt kurzfristi­g Wolfgang Weber, im richtigen Leben Kantor der evangelisc­hen Kirchengem­einde. Der Auftritt vor 150Gästen verläuft perfekt. Die Band spielt bekannte Rockklassi­ker, bei denen Frontmann Mo Schmitz gibt alles. Es herrscht gute Stimmung über den gelungenen Neustart.

Zwei Tage später, ein ganz gewöhnlich­er Montag. Mo Schmitz (53), beruflich als mobiler Friseur tätig, besucht wie schon unzählige Male zuvor die Familie Ager in Kaarst. „Zuerst schnitt ich Sohn David die Haare“, erinnert er sich. Mit Vater Carsten Ager flachst er herum, die Stimmung ist entspannt. Dass Carsten Ager (41) Keyboard spielt, weiß Schmitz natürlich längst und hat schon oft versucht, ihn zum Mitspielen zu überreden. „Ich habe mich aber immer erfolgreic­h gedrückt“, erzählt Carsten Ager mit Schmunzeln. Doch dann nimmt dieser 19. November 2018 eine dramatisch­e Wendung: Mo Schmitz wird schwindeli­g – dieses Gefühl ist das Letzte, an das er sich erinnern kann. Er sackt zusammen und bleibt bewusstlos liegen. Carsten Ager handelt sofort: Er beginnt mit einer Herzdruckm­assage, die er bis zum Eintreffen des Notarztes durchhält. Woher er sie so gut beherrscht? „Ich habe als Zivildiens­tleistende­r beim Roten Kreuz vielenotfä­llemiterle­bt. Damalswar ich nur dabei, jetzt habe ich selbst sofort eingegriff­en“, so der 41-jährige. Dasnotarzt­team schafft es, Mo Schmitz ins Leben zurückzuho­len – er war bereits klinisch tot.

Eines aber betonen die Ärzte unisono: Wenn Carsten Ager nicht so gute Arbeit als Ersthelfer geleistet hätte, wäre er nichtmehra­mleben, sagt Mo Schmitz. Er wurde wieder gesund und startete neu ins Leben – sehr glücklich und hoffnungsf­roh mit seiner Lebensgefä­hrtin, seinem Beruf, dem Motorradfa­hren – und mit der Musik. Und da Wolfgang Webers Einsatz als Keyboarder ja nur einmalig gewesen war, nagelte Mo Schmitz Carsten Ager fest: Jetzt solle er die Band unterstütz­en. Eine besondere Beziehung gebe es ja nun und er passe nicht nur musikalisc­h, sondern auch als Mensch gut zu„themors“. Carstenage­r gab nach: „Ich kann ja mal unverbindl­ich zur Probe kommen“, meinte er. Das machte ihm so viel Spaß, dass er seit März festes Mitglied der sechsköpfi­gen Band ist.

Ager hat das Spielen auf einer Heimorgel als Schüler erlernt und zu Schulzeite­n auch in einer Band mitgemacht. Jetzt empfindet er seine Mitwirkung bei „The Mors“als Win-win-situation: Ihm machen die Bühnenauft­ritte große Freude – und die Rockband ist endlich wieder vollständi­g. Mo Schmitz sei eine echte Rampensau im besten Sinne: „Der schreit, bis er heiser ist“, sagt Carsten Ager und lacht. Er möchte gar kein großes Aufheben um seine Rettungsak­tion machen. Viel wichtiger ist ihm, dass jeder seine eigenen (noch vorhandene­n) Kenntnisse überprüft und durch einen entspreche­nden Kurs auffrischt.

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FOTO: „THE MORS“ „The Mors“treten am 26. Mai im Rahmen der Blues-brothers-tribute-show der „Blue Onions“im Georg-büchner-gymnasium auf.

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