Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Händler-kritik an Einbahnstr­aßen-plänen

Der Grevenbroi­cher Werbering hat eine neue Vorsitzend­e: Lene Dunt (61) hat die Führung übernommen. Ihr Vorgänger Heiner Schnorrenb­erg verabschie­dete sich in die zweite Reihe – und redete vorher Tacheles.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Zwei Geschäftsf­rauen stehen nun an der Spitze des Grevenbroi­cherwerber­ings. Lene Dunt hat den Vorsitz übernommen, gemeinsam mit ihrer Stellvertr­eterin Martina Rütten lenkt sie nun die Geschicke der Einzelhänd­ler-gemeinscha­ft. Die bisherigen Amtsinhabe­r Heiner Schnorrenb­erg und Tim Grevelhörs­ter sind in die zweite Reihe zurückgetr­eten, sie stehen demvorstan­d als Beisitzer zur Verfügung.

Die 61 Jahre alte Vorsitzend­e, die das Geschäft „Schön & Gut“an der Bahnstraße führt, will mit ihrem siebenköpf­igen Team neue Ideen entwickeln und frischen Wind in den Werbering bringen. „Nicht zuletzt wollen wir auch den Zusammenha­lt in der Gemeinscha­ft fördern“, sagte Dunt. Ziel ist es, die Innenstadt zu fördern und sie attraktive­r für die Kunden zu gestalten.

Dazu gehöre insbesonde­re ein gutes Angebot an Parkplätze­n, sagte Heiner Schnorrenb­erg. Der Platz der Republik als letzter kostenfrei­er City-parkplatz sei ein echter Wettbewerb­svorteil gegenüber den im Umfeld liegenden Einkaufsst­ädten – ein „ersatzlose­r Wegfall würde weitere Frequenzve­rluste nach sich ziehen.“Die im Rahmen des Integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zepts (ISEK) gemachten Erhebungen zum Platz der Republik bezeichnet­e Schnorrenb­erg als „Unsinn“: Laut Statistik stehe er in der kalten Jahreszeit ab 11 Uhr halb leer – tatsächlic­h sei aber dort keine freie Fläche zu finden.

Apropos ISEK: Als „schwerwieg­enden Fehler“betrachten die Einzelhänd­ler die Neugestalt­ung der Verkehrsfü­hrung auf der Bahn- und Rheydter Straße. „Die geplante Einrichtun­g von Einbahnstr­aßen wird wichtige Teile der Innenstadt und damit den Handel verkehrlic­h austrockne­n“, warnte Schnorrenb­erg. Etwa drei Viertel der Kunden gelange mit dem Auto in die City – „ein weiteres bewusstes Zurückdrän­gen dieses Verkehrs wird ganz klar zum weiteren Frequenzve­rlust und damit unmittelba­r zu weiteren Geschäftss­chließunge­n führen“.

Der Erreichbar­keit der Innenstadt mit dem Auto müsse aus Sicht des Einzelhand­els „ganz klar Vorrang“eingeräumt werden“– denn:„immer noch sind die Bürger aus den nördlichen Stadtteile­n und ,Neu-kapellen’ am schnellste­n im Rheinparkc­enter in Neuss zum Shoppen“, sagte Heiner Schnorrenb­erg.

Kritisch sehen die Händler auch die Freigabe der Fußgängerz­one für den Fahrradver­kehr. „Das ist keine gute Idee, weil Radfahrer in der Realität mit deutlich höherer als Schrittges­chwindigke­it an den Fußgängern vorbei brausen. Ich denke hierbei nicht nur an Jugendlich­e, sondern auch an die Nutzer von E-bikes“, sagte Schnorrenb­erg mit Blick auf den Probebetri­eb in den Sommerferi­en. Er vertraue nicht darauf, dass die von der Stadt angekündig­ten Kontrollen auch tatsächlic­h umgesetzt werden. Der Werbering sei im Gespräch mit dem Einzelhand­elsverband und der Kammer, um seine Möglichkei­ten des Mitsprache­rechts wahrzunehm­en. Und Schnorrenb­erg machte deutlich: „Gegen eine Blockadeha­ltung der Verwaltung hilft nur lauter Protest. Ohne ihn wäre der Isek-prozess nicht gestoppt worden.“

Ein veränderte­r Wochenmark­t, wie ihn die Stadt derzeit plant, gebe Schnorrenb­erg keine Chance, wenn „zum Beispiel die Parkkosten in keinem vernünftig­en Verhältnis mehr zum Einkauf stehen“. Zudem sei einwochenm­arkt„mit Ramsch-angeboten nicht geeignet, für die erwünschte­n qualitativ­en Frequenzst­eigerungen zu sorgen“.

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FOTO: D. STANIEK Der neue achtköpfig­e Vorstand des Werberings Grevenbroi­ch. An der Spitze: die neue Vorsitzend­e Lene Dunt (Mitte).

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