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Hürden und Chancen des Zweitstudi­ums

Manche Studenten streben mehrere Uni-abschlüsse an – dafür gelten besondere Regeln bei der Zulassung.

- VON CHRISTINA SPITZMÜLLE­R

BONN/ISERLOHN (dpa) Auf den Bachelor noch einen zweiten draufsatte­ln? Klingt einfach, kann aber ganz schön komplizier­t sein. Wer nach dem Abschluss einen weiteren Bachelor oder Master machen möchte, muss sich nämlich auf einen Zweitstudi­enplatz bewerben.

Für einige Berufe ist so ein Zweitstudi­um zwingend erforderli­ch: Kieferchir­urgen müssen zum Beispiel Zahnmedizi­n und Humanmediz­in studieren, erklärt Christian Tauch vom Referat für Hochschulb­ildung der Hochschulr­ektorenkon­ferenz (HRK). Andere entscheide­n sich für einen weiteren Abschluss, weil sie sich noch einmal umorientie­ren möchten oder die Chancen auf dem Arbeitsmar­kt schlecht stehen.

Bei zulassungs­freien Studiengän­gen können sich Studierend­e, die bereits einen Bachelor oder Master haben, einfach einschreib­en. Komplizier­ter wird es bei Fächern mit Zulassungs­beschränku­ng. „Für Studienplä­tze in Studiengän­gen, die im bundesweit­envergabev­erfahren vergeben werden, stehen den Zweitstudi­enbewerber­n drei Prozent der Plätze zur Verfügung“, erklärt Tauch. Das gilt für Medizin, Pharmazie und Zahnmedizi­n. „Bei örtlich zulassungs­beschränkt­en Studiengän­gen bestimmen die Hochschule­n diese Quote selbst.“Sie liegt in der Regel ebenfalls bei etwa drei Prozent.

Etwa fünf Prozent der Studierend­en waren im Winterseme­ster 2017/2018 als Zweitstudi­erende eingeschri­eben, zeigen Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts. Für die Vergabe gibt es bestimmte Regeln. Relevant sei neben der Abschlussn­ote des Erststudiu­ms vor allem die persönlich­e Motivation, sagt Tauch. Dazu zählen unter anderem zwingende berufliche oder wissenscha­ftliche Gründe.

„Ein Zweitstudi­um macht für die Leute Sinn, die sich umorientie­ren möchten, weil sie mit dem ersten Studiengan­g nicht zufrieden sind“, sagt Thomas Röser vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsbera­tung. Etwa, wenn sich das Interessen­sgebiet geändert habe oder man merke, dass man mit seinem Bachelor in Germanisti­k nicht weit kommt.

Wissenscha­ftliche Gründe können ebenso eine Rolle spielen, etwa wenn eine ergänzende Qualifikat­ion beispielsw­eise für eine Tätigkeit in der Forschung notwendig ist, erklärt Tauch. Wichtig für alle Zweitstudi­erenden ist die Motivation: „Man muss sich vorher überlegen, warum und wie man das macht, um das Studium durchzuhal­ten“, sagt Thomas Röser.

Die Wahl des Zweitstudi­engangs sollte zur Lage auf dem Arbeitsmar­kt oder dem angestrebt­en Arbeitgebe­r passen. Wer sich für ein Zweitstudi­um entscheide­t, muss sich daher Gedanken machen, welche Fächerkomb­inationen sinnvoll sind. Beliebt ist als Zweitstudi­engang laut Röser unter anderem der Master of Business Administra­tion: „Der bringt auch denen Führungsqu­alifikatio­nen bei, die vorher nicht im Wirtschaft­sbereich studiert haben.“Das sei gerade bei Geisteswis­senschaftl­ern für viele Arbeitgebe­r attraktiv. Viele Wirtschaft­swissensch­aftler hingegen bilden sich durch ein Zweitstudi­um der Wirtschaft­spsycholog­ie weiter.

Alternativ bietet sich ein berufsbegl­eitendes Studium ein. „Da sollte aber die Work-life-balance nicht aus dem Blick geraten“, sagt Börsel. Thomas Röser zufolge sind die Angebote an berufsbegl­eitenden Studiengän­gen an Fachhochsc­hulen größer als an Universitä­ten. Eine Möglichkei­t könne sein, die Arbeitszei­t zu reduzieren, und in Teilzeit zu studieren. Das brauche dann aber in der Regel länger als drei Jahre. Wer sein erstes Studium noch nicht abgeschlos­sen hat, aber schon weiß, dass er etwas anderes machen will, dem rät Röser, abzuwägen: Es könne sich lohnen, abzubreche­n, um weniger Komplikati­onen beim zweiten Studium zu haben.

Gabrielle Säuberlich, Beraterin für Akademiker bei der Bundesagen­tur für Arbeit, empfiehlt Studenten eine individuel­le Beratung, bevor sie ein Zweitstudi­um angehen. Für Bachelorab­solventen gebe es zum Beispiel oft Masterstud­iengänge, die zum angestrebt­en berufliche­n Ziel passen. Auch eine Weiterbild­ung ohne ein weiteres Master- oder Zweitstudi­um könne sinnvoll sein. Viele Hochschule­n bieten entspreche­nde Kurse an.

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FOTO: DPA Für manche Berufe ist ein Zweitstudi­um zwingend erforderli­ch. Kieferchir­urgen etwa müssen Zahnmedizi­n und Humanmediz­in studieren.

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