Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wut auf Sachsens Verfassung­sschutz

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BERLIN (may-) Wegen eines phänomenal­en medialen Eigentors ist Gordian Meyer-plath, der Präsident des sächsische­n Verfassung­sschutzes, unter erhebliche­n politische­n Druck geraten. Linken-parteichef­in Katja Kipping rief ihn zum Rücktritt auf: „Schlapphut Meyer-plath muss umgehend seinen Hut nehmen“, verlangte sie. Linken-politikeri­n im sächsische­n Landtag sahen sogar Grund für neue Forderunge­n nach einer Auflösung der Behörde. Und die hessische Linken-politiker Janine Wissler meinte, „jede lokale Antifa-gruppe“habe mehr zur Aufklärung über rechte Strukturen und zum Kampf gegen rechts beigetrage­n als die Verfassung­sschutzämt­er mit Tausenden von Mitarbeite­rn.

Der Anlass für die Empörung findet sich auf Seite 190 des jüngsten Verfassung­sschutzber­ichtes. Im Kapitel Linksextre­mismus führt der Verfassung­sschutz unter der Überschrif­t „Linksextre­mistische Musikszene“auch das bundesweit beachtete Konzert „Wir sind mehr“am 3. September in Chemnitz auf. Es war die Antwort Zehntausen­der Bürger auf die rechtsextr­emistische­n Aufmärsche nach einer tödlichen Bluttat, die von einem Asylbewerb­er begangen worden sein soll.

Der Bericht kommt zu der Einschätzu­ng, dass im Gegensatz zu gesellscha­ftlich geächteten rechtsextr­emistische­n Musikgrupp­en linksextre­me Bands öffentlich auftreten könnten, „um schließlic­h im Kontext ihrer extremisti­schen Ideologie auf Nichtextre­misten einzuwirke­n“. Weitere Formulieru­ngen suggeriere­n, unter den 64.000 Zuschauern hätten sich zahlreiche Linksextre­misten aufgehalte­n. Dabei zählt die Behörde in ganz Sachsen nur 785 Linksextre­misten.

Entspreche­nd fielen die Reaktionen in den sozialen Netzwerken aus. Der Linken-politiker Jan Korte etwa schrieb, dass die sächsische­n Verfassung­srichter „nicht mehr alle Latten am Jägerzaun“haben.

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