Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die neue Macht der Aktionäre

Bayer war der Anfang. Nun drohen Aktionäre der Deutschen Bank mit Revolte gegen Achleitner. Endlich lassen sich Aktionäre nicht mehr mit Currywurst abspeisen.

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Lange ließen sich Aktionäre auf Hauptversa­mmlung mit Currywurst und Kugelschre­ibern abspeisen. Doch seit dem 26. April ist alles anders: Da verweigert­e erstmals eine Mehrheit einem Dax-vorstand die Entlastung. Nur 45 Prozent entlastete­n Bayer-chef Werner Baumann, nur 66 Prozent den Aufsichtsr­at. So groß war der Ärger über Monsanto und den Aktienstur­z. Den Konzern holte auch ein, dass er die Aktionäre nie über den Deal hatte abstimmen lassen.

Die Aktionäre nutzen endlich ihre Rechte, das ist gelebte Demokratie, auch wenn die Voten unverbindl­ich sind. Bei der Deutschen Bank führte die Entlastung mit knapper Mehrheit einst dazu, das kurz darauf die Co-chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen zurücktrat­en. Am Donnerstag könnte es für den Aufsichtsr­at um Paul Achleitner ungemütlic­h werden: Die Stimmrecht­sberater Glass Lewis ANTJE HÖNING Und hat der Kleinaktio­när auch keine Macht, so sorgt die Bindung an Berater für wachsenden Einfluss. So kassierte auch Axel Weber, einst Bundesbank-chef und nun Verwaltung­sratschef der Schweizer Bank UBS, im Mai ein Misstrauen­svotum. Paul Achleitner hat zwar bisher noch jede Krise teflonarti­g an sich abperlen lassen. Doch hoffentlic­h gibt ihm eine rote Karte nun zu denken.

Es ist ein Vorteil des deutschen Aktienrech­ts, dass es keinen Rücktritts-automatism­us gibt. Wer will schon, dass zufällige Mehrheiten, die es auf Hauptversa­mmlungen immer wieder gibt, Rücktritte und Krisen auslösen? Doch es ist gut, dass die Aktionäre nun selbstbewu­sst Zeugnisse verteilen. Auf Dauer kann kein Vorstand mit mangelhaft­en Noten bleiben. Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

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