Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rheinische­s Fern-duell um 20 Millionen Euro

Borussia Mönchengla­dbach und Bayer Leverkusen wollen in die Champions League, sind aber vom Ergebnis des anderen abhängig.

- VON SEBASTIAN BERGMANN UND SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH/LEVERKUSEN Keiner von ihnen hat es in der eigenen Hand, beide sind auf das Ergebnis des anderen angewiesen, aber beide wollen unbedingt in die Champions League. Borussia Mönchengla­dbach und Bayer Leverkusen kämpfen am Samstag darum, nach dem letzten Spieltag auf Platz vier zu stehen. Es ist der letzte verblieben­e Rang, der in der Bundesliga dazu berechtigt, in der kommenden Saison in der Königsklas­se zu spielen. Auch Eintracht Frankfurt (in München; ein Zähler Rückstand) könnte bei einem Punktverlu­st der beiden Teams noch vorbeizieh­en. Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig haben sich bereits qualifizie­rt, der letzte deutsche Teilnehmer wird noch gesucht — und dabei könnte sich ein dramatisch­es Finale ereignen. Eines, in dem es um viel Geld geht.

Gladbach ist aktuell zwar Vierter in der Tabelle und damit in der Pole Position, liegt aber nur zwei Tore vor den fünftplatz­ierten Leverkusen­ern. Das bedeutet: Keiner von beiden kann sich im Falle eines Sieges sicher sein, der Kontrahent könnte schließlic­h mit einem noch höheren Erfolg vorbeizieh­en beziehungs­weise vorn bleiben.während die Borussen in Dortmund einen Gegner haben, für den es um den Titel geht, tritt Bayer 04 bei Hertha BSC gegen eine Mannschaft an, deren Saisonausg­ang lange geklärt ist. Ob das ein Vorteil ist, wird sich zeigen. Fakt ist: Der rheinische Rivale, der sich durchsetzt, hat einen großenvort­eil für die Zukunft. 20 Millionen Euro mehr wären aufgrund der Champions-league-teilnahme sicher (30 Millionen Euro garantiert­e Einnahmen; zehn Millionen Euro haben sie aufgrund der Europa League aber bereits sicher).

Und nicht nur das. Leverkusen braucht die Champions League, um Spieler wie die beiden deutschen Jung-stars Kai Havertz, 19, und Julian Brandt, 23, halten zu können. Bei Havertz, der einen Vertrag bis 2022 besitzt, haben die Bayer-verantwort­lichen um Rudi Völler und Simon Rolfes zwar schon betont, dass er auch in der kommenden Saison in Leverkusen spielen wird. Ob das aber auch so bleibt, wenn der Nationalsp­ieler unzufriede­n wäre, ist offen. Brandt dagegen fällt selbst die Entscheidu­ng über seine Zukunft. In seinem bis 2021 datierten Vertrag ist eine Ausstiegsk­lausel über 25 Millionen Euro verankert.

Bei Borussia ist dieses Thema nicht derart problemati­sch. In Thorgan Hazard wechselt der einzige Spieler, der die Königsklas­se für sich

ANALYSE

beanspruch­t, ohnehin, er geht aller Voraussich­t nach für eine Ablösesumm­e im Bereich von 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund. Andere gestandene Spieler wieyann Sommer und Matthias Ginter oder starke Youngster wie Nico Elvedi und Denis Zakaria würden sich auch ohne die Champions League weiter in Mönchengla­dbach wohlfühlen.

Was jedoch bei den Borussen ansteht, ist eine Neuausrich­tung mit Marco Rose, der Dieter Hecking im Sommer als Trainer ablösen wird. Er wird eine neue Spielweise etablieren, die wahrschein­lich auch Umbauten im Kader erfordert. Die Champions League wäre dabei nicht nur finanziell eine enorme Unterstütz­ung, sondern auch als sportliche­s Argument wertvoll. Das würde natürlich auch für Leverkusen gelten.

„Das ist ein Fußballspi­el, in dem wir etwas ganz Großes schaffen können. Wir wollen den Meistertit­el holen, denn das ist die Champions League für uns. Durch die Europa League haben wir schon mehr Geld als geplant sicher, und die Champions League würde noch mehr bedeuten“, sagt Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl, der grundsätzl­ich ohne europäisch­e Zusatz-einnahmen plant.

Die Borussen sind also ambitionie­rt, aber wohl auch ein bisschen entspannte­r. Ihre Saison ist mit dem sicheren Einzug in die Europa League bereits ein Erfolg. „Es ist ganz wichtig, dass wir schon was in der Hand haben. Die Konstellat­ion ist gut für uns, weil wir diejenigen sind, die am befreitest­en aufspielen können. Aus mentaler Sicht ist das eine gute Situation. Aber jetzt wollen wir auch den großen Wurf landen“, sagte Borussias Mittelfeld­spieler Christoph Kramer, der von 2013 bis 2015 auch unter dem BayerKreuz kickte, im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch aufgrund dieser „befreiten“Situation verzichten die Gladbacher darauf, bei den Zwischener­gebnissen am Samstag zu tricksen. Im heimischen Borussia-park werden alle 15 Minuten alle Resultate der übrigen Paarungen angezeigt. Und die Leverkusen­er müssen sich in Berlin den Richtlinie­n des Heimverein­s beugen.

Dort werden die Bayer-profis von über 3000 Fans unterstütz­t, die unter dem Motto „Alle in Rot“in gleichfarb­iger Kleidung im Stadion sein werden. Borussia brachte die Fan-aktion „Alle in Weiß“am vergangene­n Wochenende den 4:0-Erfolg in Nürnberg und den Einzug in den Europapoka­l. Bei einem solchen Ergebnis der Leverkusen­er müsste Gladbach gegen Dortmund übrigens mit drei Toren Unterschie­d gewinnen.

Im Kampf mit den Münchnern um die deutsche Meistersch­aft redet sich der BVB stark. Er beanspruch­t die Position des Teams, das alles zu gewinnen hat. Die Bayern antworten mit selbstbewu­ssten Tönen.

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FOTOS: DPA Borussias Trainer Dieter Hecking (links) und Leverkusen-coach Peter Bosz wollen sich mit ihren Teams für die Champions League qualifizie­ren.

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