Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eine konsequente Entscheidung
Laura Dahlmeier ist eine Frau, die keine halben Sachen macht. Deswegen ist ihr Rücktritt vom Leistungssport mit 25 Jahren mutig – aber vor allem konsequent. Nach Magdalena Neuner ist sie bereits der zweite deutsche Biathlon-star, der mit Mitte 20 zurücktritt. Den Biathlon-sport hat Dahlmeier seit ihrer Kindheit mit vollem Einsatz gelebt und geliebt. Zwölf Monate im Jahr hat sie für ihr großes Ziel Profisportlerin gearbeitet. Sie hat ihren Körper in unzähligen Trainingseinheiten geschunden und ist im Wettkampf bis zur Erschöpfung gelaufen. So ist sie mit Anfang 20 zum Star im deutschen Biathlon-team geworden. So ist die Bayerin 2018 in Südkorea Olympiasiegerin geworden. Erinnern kann sie sich an den Wettkampf nicht, so sehr hatte sie sich verausgabt. Typisch für Dahlmeier.
Sie hat ihr ganzes Leben dem Sport untergeordnet. Und so manches Mal auch ihre Gesundheit. Jetzt sind ihr die sportlichen Ziele ausgegangen. Sie wisse nicht mehr, welches Ziel genau sie sich vornehmen solle, schreibt Dahlmeier. Allein das zeige ihr, dass sie nicht mehr hundertprozentig davon überzeugt sei, Biathlon auf Spitzenniveau betreiben zu wollen. Und wenn eine Laura Dahlmeier etwas nicht mehr zu einhundert Prozent macht, dann macht sie es eben gar nicht. In ihrem Alter könnte sie mindestens noch einmal Olympiasiegerin, mehrfache Weltmeisterin und Weltcupsiegerin werden, werden Kritiker in den nächsten Tagen anmerken. Das mag alles stimmen. Aus Dahlmeiers Sicht ist der Rücktritt aber verständlich. Sie ist nicht mehr bereit, alles für ihren Sport zu geben. Deswegen ist ihre Entscheidung zwar mutig, aber konsequent. Eine nicht vollends motivierte Dahlmeier wäre künftig vielleicht noch unter den Top Ten gelandet, aber sicher keine Seriensiegerin mehr. Das ist nicht ihr Anspruch. Sie sagt „Servus“, bevor sie als Mitläuferin in Erinnerung bleibt – oder noch schlimmer, bevor ihr Körper gänzlich streikt.