Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortunas späte Revanche

2013 stieg Düsseldorf in Hannover ab – jetzt kommt 96 als Absteiger an den Rhein.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Für Situatione­n wie diese gibt es eine ganze Reihe von Weisheiten. „Man sieht sich immer zweimal im Leben“, ist eine davon, eine weitere: „Sei nett zu den Leuten, die du auf deinem Weg nach oben triffst – sie könnten dir auf deinem Weg nach unten wieder begegnen.“Am Samstag um 15.30 Uhr sehen sich Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 wieder. Mit einer Geschichte, wie sie der Fußball so gern schreibt: Im Mai 2013 stieg Fortuna unter dramatisch­en Umständen nach nur einem Jahr aus der Bundesliga ab. In Hannover. Auf den Tag genau sechs Jahre später nun kommt 96 zum Saisonfina­le in die Düsseldorf­er Arena. Als Absteiger.

Im Umfeld der Rheinlände­r hält sich das Mitgefühl in Grenzen. Fans und Offizielle (auch wenn Letztere sich nicht öffentlich dazu äußern wollen) haben nicht vergessen, dass von den Hannoveran­er Zuschauern 2013 einiges an Häme kam, als der Abstieg feststand. Dabei war das Faktum als solches schon bitter genug. 33 Spieltage lang hatte der damalige Aufsteiger stets auf Platz 15 oder besser gestanden, um dann nach dem 0:3 in Hannover auf einen direkten Abstiegspl­atz zu stürzen.

Wenn man sich die Szenen von jenem 18. Mai 2013 noch einmal ins Gedächtnis ruft, ist Gänsehaut garantiert. Wie Fortunas Spieler noch auf dem Rasen die Nachricht erreicht, Borussia Dortmund habe in der Nachspielz­eit doch noch das 2:2 gegen Hoffenheim erzielt, die Düsseldorf­er dadurch die Relegation erreicht. Wie ein Journalist sich im Gefühl des sicheren Abstiegs auf den Weg in die Interviewz­one macht, bevor ihm plötzlich sein vor einem TVSchirm postierter Kollege hinterherb­rüllt: „Komm zurück! Ausgleich in Dortmund!“

Doch als er wieder vor dem Fernseher steht, zeigt die Großaufnah­me bereits die Fahne des Linienrich­ters. Kein Ausgleich, der damalige Dortmunder Robert Lewandowsk­i hat völlig unnötigerw­eise noch seinen Fuß in den Schuss von Marcel Schmelzer gehalten. Abseits. Abstieg Fortuna. Doch das weiß auf dem Rasen noch keiner. Zwar feiert dort niemand, weil das Erreichen der Relegation gegen den Zweitliga-dritten 1. FC Kaiserslau­tern keinerlei Garantien bedeutet. Aber dennoch ist es ein Schock, als die Nachricht vom aberkannte­n Bvb-ausgleich eintrifft. Tränen fließen. Auf den Rängen, auf dem Rasen, in der Interviewz­one, in die auch die Spielerfra­uen kommen, um ihre Männer zu trösten – was aber nicht gelingt.

Am 18. Mai 2019 sind die Rollen vertauscht, auch wenn Hannovers Tränen diesmal schon eine Woche alt sind. Der Abstieg des Gastes ist ein skurriler Randaspekt der großen Fortuna-party nach einer sensatione­llen Saison. Man darf gespannt sein, unter welchen Umständen man sich das nächste Mal trifft.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N 18. Mai 2013: Andreas „Lumpi“Lambertz (li.) tröstet den weinenden Axel Bellinghau­sen nach Fortunas Abstieg in Hannover.

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