Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
So lebt es sich auf der Großbaustelle
Etwa 25 Häuser im Neubaugebiet Niers-aue sind bereits bewohnt, Dutzende befinden sich jedoch noch im Bau.
KORSCHENBROICH Es knattert, es rumpelt, es dröhnt: Wer an einem Wochentag durch das Neubaugebiet „Niers-aue“läuft, der hört ausschließlich ein Konzert der Presslufthammer, Bohr- und Schleifmaschinen – ab und an durch Rufe eines Bauarbeiters angereichert. Weit oben, auf einem der vielen Kräne, die derzeit eine ganz eigene Skyline Korschenbroichs bilden, mag es etwas leiser sein, dafür dürfte sich von dort dem Betrachter ein regelrechteswimmelbild bieten. Denn in der Niers-aue wird an mehreren Dutzend Häusern gleichzeitig gearbeitet, die Großbaustelle verändert sich im Grunde täglich sichtbar.
„Am faszinierendsten sind die Fertighäuser, da steht alles in zwei Tagen“, sagt Dirk Schneider, der mit seiner Familie das neue Eigenheim bereits bezogen hat – und damit zur Zeit auf einer Baustelle lebt. „Jeden Morgen um 6.15 Uhr höre ich ein Knattern, das ist einer der Bauarbeiter mit seinem Mofa“, sagt Schneider.
Zwischen 15 und 16.30 Uhr werde dann an Wochentagen der Baulärm weniger – bis es schlagartig ruhig werde. „Diese Zeit und die Wochenenden genießen wir schon“, sagt Schneider. Mit dem Rest müsse man sich eben arrangieren.
Immerhin steigt die Zahl der Nachbarn kontinuierlich an. „Und ins Gespräch kommt man schnell, denn wir haben derzeit alle dasselbe Thema: das Bauen“, sagt Schneider. Wer eine spezielle Frage hat, der wird im neuen Viertel auf der Suche nach einem Experten mit Sicherheit fündig. „Es gibt hier genügend Häuser, die sich in allen möglichen Bau-stadien befinden“, sagt Schneider. Während der eine Bauherr gerade Richtfest feiert, hat der direkte Nachbar schon im Garten den Rasensprenger installiert und die Spielgeräte für die Kinder aufgestellt. Und an einem Haus gegenüber fehlt wiederum nur noch das Pflaster vor der Eingangstür.
Familie Harder ist schon seit langem komplett eingerichtet, ihr Umzug liegt schon über ein halbes Jahr zurück.„zu Beginn haben wir sofort mitbekommen, wenn jemand neues eingezogen ist. Das ist jetzt nicht mehr so einfach“, sagt Tobias Harder. Die üblichen Unannehmlichkeiten in einem Neubaugebiet – Baulärm, Dreck oder durch LKW verstopfte Straßen – versucht die dreiköpfige Familie gelassen hinzunehmen. „Wir wussten ja, worauf wir uns einlassen“, sagt Harder. Was ihn mehr stört, ist der Neubaugebiets-tourismus: Viele Leute kämen in die Niers-aue, um sich einmal umzusehen. Und nicht jeder wahrt dabei die nötige Distanz.
„Ich kann die Leute zwar verstehen, denn das Gebiet ist mit den zum Teil sehr unterschiedlichen Häusern schon interessant. Doch mitunter fühlt man sich wie auf dem Präsentierteller“, sagt Harder. Ein Gefühl, das auch Schneider kennt. Wie Harder engagiert er sich im zu Beginn des Jahres gegründeten Verein „Niers-aue“.
Beide freuen sich schon auf den Moment, wenn alle Baumaschinen endgültig ruhen. Beide wissen, dass bis dahin noch etwa zwei Jahre vergehen. Doch beide machen auch Tag für Tag die Erfahrung: Es geht voran auf der Großbaustelle NiersAue.