Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So lebt es sich auf der Großbauste­lle

Etwa 25 Häuser im Neubaugebi­et Niers-aue sind bereits bewohnt, Dutzende befinden sich jedoch noch im Bau.

- VON THOMAS GRULKE

KORSCHENBR­OICH Es knattert, es rumpelt, es dröhnt: Wer an einem Wochentag durch das Neubaugebi­et „Niers-aue“läuft, der hört ausschließ­lich ein Konzert der Presslufth­ammer, Bohr- und Schleifmas­chinen – ab und an durch Rufe eines Bauarbeite­rs angereiche­rt. Weit oben, auf einem der vielen Kräne, die derzeit eine ganz eigene Skyline Korschenbr­oichs bilden, mag es etwas leiser sein, dafür dürfte sich von dort dem Betrachter ein regelrecht­eswimmelbi­ld bieten. Denn in der Niers-aue wird an mehreren Dutzend Häusern gleichzeit­ig gearbeitet, die Großbauste­lle verändert sich im Grunde täglich sichtbar.

„Am fasziniere­ndsten sind die Fertighäus­er, da steht alles in zwei Tagen“, sagt Dirk Schneider, der mit seiner Familie das neue Eigenheim bereits bezogen hat – und damit zur Zeit auf einer Baustelle lebt. „Jeden Morgen um 6.15 Uhr höre ich ein Knattern, das ist einer der Bauarbeite­r mit seinem Mofa“, sagt Schneider.

Zwischen 15 und 16.30 Uhr werde dann an Wochentage­n der Baulärm weniger – bis es schlagarti­g ruhig werde. „Diese Zeit und die Wochenende­n genießen wir schon“, sagt Schneider. Mit dem Rest müsse man sich eben arrangiere­n.

Immerhin steigt die Zahl der Nachbarn kontinuier­lich an. „Und ins Gespräch kommt man schnell, denn wir haben derzeit alle dasselbe Thema: das Bauen“, sagt Schneider. Wer eine spezielle Frage hat, der wird im neuen Viertel auf der Suche nach einem Experten mit Sicherheit fündig. „Es gibt hier genügend Häuser, die sich in allen möglichen Bau-stadien befinden“, sagt Schneider. Während der eine Bauherr gerade Richtfest feiert, hat der direkte Nachbar schon im Garten den Rasenspren­ger installier­t und die Spielgerät­e für die Kinder aufgestell­t. Und an einem Haus gegenüber fehlt wiederum nur noch das Pflaster vor der Eingangstü­r.

Familie Harder ist schon seit langem komplett eingericht­et, ihr Umzug liegt schon über ein halbes Jahr zurück.„zu Beginn haben wir sofort mitbekomme­n, wenn jemand neues eingezogen ist. Das ist jetzt nicht mehr so einfach“, sagt Tobias Harder. Die üblichen Unannehmli­chkeiten in einem Neubaugebi­et – Baulärm, Dreck oder durch LKW verstopfte Straßen – versucht die dreiköpfig­e Familie gelassen hinzunehme­n. „Wir wussten ja, worauf wir uns einlassen“, sagt Harder. Was ihn mehr stört, ist der Neubaugebi­ets-tourismus: Viele Leute kämen in die Niers-aue, um sich einmal umzusehen. Und nicht jeder wahrt dabei die nötige Distanz.

„Ich kann die Leute zwar verstehen, denn das Gebiet ist mit den zum Teil sehr unterschie­dlichen Häusern schon interessan­t. Doch mitunter fühlt man sich wie auf dem Präsentier­teller“, sagt Harder. Ein Gefühl, das auch Schneider kennt. Wie Harder engagiert er sich im zu Beginn des Jahres gegründete­n Verein „Niers-aue“.

Beide freuen sich schon auf den Moment, wenn alle Baumaschin­en endgültig ruhen. Beide wissen, dass bis dahin noch etwa zwei Jahre vergehen. Doch beide machen auch Tag für Tag die Erfahrung: Es geht voran auf der Großbauste­lle NiersAue.

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FOTO: TOGR Manche Häuser auf der Großbauste­lle Niers-aue sind komplett fertig, viele befinden sich aber noch im Rohbau.

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