Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Medizinwir­tschaft fordert schnelle Digitalisi­erung

- VON MARC LATSCH

JÜCHEN Die Digitalisi­erung ist das Hauptthema beinahe aller Wirtschaft­sbranchen im 21. Jahrhunder­t. Wie die Medizin auf den Fortschrit­t reagieren muss, darüber diskutiert­e in dieser Woche das „Us-german Digital Health Forum“auf Schloss Dyck. Eingeladen hatten der Rhein-kreis Neuss, das Us-generalkon­sulat und die „Entscheide­rfabrik“aus Grevenbroi­ch. Die anwesenden deutschen und Us-amerikanis­chen Vertreter aus der Gesundheit­swirtschaf­t stellten vor allem eins fest: Deutschlan­d hat noch viel Nachholbed­arf.

So viel, dass Dirk Ghadamgahi bei seinem Impulsvort­rag Durchhalte­parolen bemühte. „Als Rheinlände­r bin ich unendlich zuversicht­lich, dass wir bald die entscheide­nden Schritte gehen, um uns zu verbessern“, sagte Ghadamgahi. Er ist als Medizinisc­her Direktor für die in Neuss ansässige Niederlass­ung des amerikanis­chen Pharmazieh­erstellers Johnson & Johnson zuständig. Er zitierte den auf einer Bertelsman­n-studie basierende­n „Digital-health-index“. Dort nimmt Deutschlan­d unter den 17 geprüften Staaten gleich in mehreren Bereichen einen der letzten Plätze ein.

„In den letzten Jahren fehlten die notwendige­n Innovation­en“, sagte Ghadamgahi. Nur mit einer 100-prozentige­n Netzabdeck­ung könnten auch mehr Innovation­sfirmen in die ländlichen Räume des Rhein-kreises gelockt werden. „Dann werden auch die großen Ballungsze­ntren entlastet.“Das griff auch Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e in seinem Grußwort auf. Er betonte die Bedeutung der Medizin- und der Digitalwir­tschaft für die Region. Fiona Davis, Generalkon­sulin der Vereinigte­n Staaten in Düsseldorf, wünschte sich einen freien und sicheren Datenfluss zwischen Deutschlan­d und den USA.„SO kann sich die Situation für die Patienten verbessern“, sagte sie.

Um die Patienten ging es auch in der anschließe­nden Podiumsdis­kussion. Ralphgross vom Us-amerikanis­chen Medizinunt­ernehmen Blupanda besuchte mehrere Krankenhäu­ser im Rhein-kreis.„derwillen zum Erfolg ist in der Region zu spüren“, sagte er. „Krankenhäu­ser werden derzeit allerdings inneffizie­nt geführt. Das muss sich ändern.“

Geht es nachgross und Ghadamgahi kann die Digitalisi­erung einen „Quantenspr­ung“ermögliche­n. Ein besserer Datenausta­usch könne Fehler vermeiden, eine Künstliche­re Intelligen­z Pfleger und Ärzte unterstütz­en. „Das Personal kann sich dann mehr um die Patienten kümmern“, sagte Ghadamgahi.

Ein Umdenken müsse dafür vor allem in der Ärzteschaf­t erfolgen. Ghadamgahi brachte den amerikanis­chen Gästen den deutschen Begriff „Kunstfehle­r“näher. „Ärzte gelten in Deutschlan­d als Künstler“, sagte er. „Es braucht Zeit auf die standardis­ierte Ebene zu kommen.“Das sei allerdings notwendig – zum Wohle der Patienten.

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FOTO: ATI Us-generalkon­sulin Fiona S. Evans sprach über den Standort Rhein-kreis Neuss für amerikanis­che Unternehme­n.

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