Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das Malen lernte Ross nach Feierabend aus dem Fernsehen – von einem Deutschen
Buddha-artigem, unnachahmlichem Plauderton von „happy little trees“erzählt, die er nie allein anordnet, denn schließlich brauche jeder einen Freund. Sein Mantra: „Uns können keine Fehler passieren!“– sondern höchstens klitzekleine Missgeschicke, die sich schnell übermalen lassen.
Jeden Konflikt lächelt Ross weg: „Viele Leute schreiben: ‚Bob, ich habe die Berge satt!‘. Genau so viele bitten mich: ‚Mal mehr Berge!‘. Meinvorschlag:wenn du in deinem Bild keinen Berg haben willst, lass den kleinen Schlingel doch einfach weg.“Selbst die altehrwürdige FAZ konnte sich diesem Reiz nicht entziehen. Fazit: „Man versinkt in einen Mantel aus Glückseligkeit“.
Dabei hat Bob Ross die Staffelei nicht neu erfunden: Vor ihm malte im Us-fernsehen ein Deutscher Ölbilder und plauderte dabei über „fröhliche Bäumchen“und „fluffigewölkchen“.william„bill“Alexander, 1915 in Ostpreußen geboren, schlug sich als fahrender Maler durch, bevor er er sich die Sendung„the Magic of Oil Painting“erkämpfte, für die er sogar einen Emmy gewann. Zum Popstar jedoch taugte der energische Mann mit dem schweren deutschen Akzent nicht – und so ersetzte Bob Ross seinen Lehrer. Den verbitterte das: „Ich habe ihn ausgebildet, und er kopiert mich“, sagte Alexander 1991. „Daran stört mich nicht nur, dass er mich verraten hat, sondern auch, dass er denkt, er könne es besser!“
Tatsächlich stammt die „Nass-in-nass“oder„alla prima“-technik aus dem 15. Jahrhundert; unter anderem Rembrandt trug verschiedene Schichten noch feuchter Ölfarbe übereinander auf. Bob Ross reduzierte diese Technik bloß auf das Wesentliche – mit zwölf (in Düsseldorf produzierten) Farben komplettierte er ein imposantes Landschaftsgemälde in 27 Minuten. Nebenbei bewies er ein feines Gespür für den Publikumsgeschmack:williams‘ Maltechnik, Naturmotive und direkte Publikumsansprache kombinierte er mit sonorer Stimme und Selbstironie, offenem Hemd und Optimismus. Die Selbststilisierung funktionierte besser, als Ross selbst lieb war: Der Afro-frisur, die er sich zugelegt hatte, um das Geld für Friseurbesuche einzusparen, wurde er schnell überdrüssig, aber sie war eben sein Markenzeichen. Das wirkt bis heute: Die Sendung, deren letzte Folge am 17. Mai 1994 lief, begeistert weltweit die Massen.
In Deutschland bringt sie längst nicht